Politisches Jugendbuch:Packen wir's an

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Christine Schulz-Reiss: Nachgefragt: Flucht und Integration. Basiswissen zum Mitreden. Mit Illustrationen von Verena Ballhaus. Loewe Verlag, Bindlach 2016. 144 Seiten, 6,95 Euro. (Foto: Verlag)

Der Band "Flucht und Integration" von Christine Schulz-Reiss in der Reihe "Basiswissen zum Mitreden" beantwortet Fragen, die die Öffentlichkeit bewegen. Gegen Fremdenfeindlichkeit und Hilfen zu Integration. Schon für junge Leser.

Von Roswitha Budeus-Budde

"Weltweit herrschten 2015 in 185 Ländern und Regionen Unterdrückung, Verfolgung, Kriege und Gewalt, vor denen Menschen geflohen sind und noch immer fliehen. Weltweit machen sich täglich 40 000 Menschen auf den Weg." Ein Bruchteil von ihnen nach Europa, die meisten aber leben in riesigen Flüchtlingslagern ihrer Nachbarn, in Ländern Afrikas oder des Nahen Ostens, die selbst bitterarm sind.

Was tun wir hier in Deutschland? Wegducken oder helfen? Populistischen Parteien und Parolen nachlaufen? Uns ohnmächtig und trotzdem schuldig fühlen angesichts der täglichen Nachrichten über die Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer? Vor den Gefühlen von Abwehr oder Mitleid sollten man sich kundig machen und die rechtlichen und politischen Fakten kennen, die die Flüchtlingsdebatte begleiten, sich mit Begriffen wie Integration, Migranten, Recht auf Asyl, und der Frage, was ist deutsch und was ein Deutscher, auseinandersetzen.

Dieser Aufgabe stellt sich der Band "Flucht und Integration. Basiswissen zum Mitreden" der Autorin Christine Schulz-Reiss, erschienen in der Reihe "Nachgefragt" des Löwe Verlages, in der bereits Titel zu Europa, den Menschenrechten und zur Demokratie veröffentlicht wurden. In acht großen Kapiteln werden Fragen gestellt und beantwortet, die die aktuelle öffentliche Debatte bestimmen, wie "Kann man mit immer mehr Waffen Frieden schaffen", "Klima-, Kriegs- und Armutsflucht: Darf und kann man das trennen?", "Pegida und Co.: Wo und wie zeigen Fremdenfeinde ihr Gesicht?".

Die klare Gliederung überzeugt: jeweils eine Frage als Motto, dazu ein kurzer, oft nur eine Seite langer Antworttext, der in einer wohltuend nüchternen Sprache die Fakten enthält. Begriffserklärungen laufen am Rande mit. Viele machen deutlich, dass sich Fremdenfeindlichkeit schon in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeschlichen hat. Auch die Rolle der sozialen Medien wird kritisch gesehen, besonders wichtig für die jugendlichen Nutzer, die die Autorin immer wieder auffordert, "Glaub nicht alles, was dort steht, auch wenn den Meldungen Tausende folgen und sie liken". Als Beispiele dienen ihr die Internetmeldungen über die Kölner Ereignisse in der Silvesternacht 2015 oder gezielte Falschmeldungen von Pegida.

In dem kleinen Kapitel "Warum sind Kinder mutterseelenallein unterwegs", wird das Leben von zwei Jugendlichen und einem Kind geschildert - 46 Prozent aller Flüchtlinge sind unter 18 Jahren. Sie entkamen aus Syrien, Afghanistan und Kenia, aber es ist ungewiss, wie ihr Leben wirklich weitergehen wird: "Packen wir's an!" - im letzten Kapitel werden Organisationen und Initiativen genannt, die Hilfe geben.

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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