Peanuts-Comics:Beethoven als lustige Antwort auf das Leben

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Charles M. Schulz erschuf in seiner Figur Schroeder den Musikliebhaber der Peanuts. Und Ludwig van Beethoven lieferte den Soundtrack.

Roman Deininger

Die Musik hat eine Gestalt in den Peanuts-Comics des Charles M.Schulz. Die Musik ist ein kleiner blonder Junge im Ringelhemd, der tief gebeugt an seinem Spielzeugklavier sitzt. Die schwarzen Tasten hat er erst aufmalen müssen. Schröder heißt er, und er hat zwei herausragende Eigenschaften: Er liebt Klassik, und er kann jede Sekunde vor Jähzorn platzen. In einer Folge von 1969 lehnt Lucy, das Luder, das sich nur von ihm zähmen lässt, bei ihm am Flügel und nervt, wie nur Verliebte nerven können. Was wohl die Antwort auf das Leben sei, fragt sie Schröder, und Schröder brüllt in dicken Großbuchstaben, die Lucy fast aus dem Bild schleudern: BEETHOVEN!

(Foto: Foto: PEANUTS © United Feature Syndicate, Inc.)

Schröder verehrt Beethoven, er hat immer seine Büste in der Nähe und einen ganzen Schrank voll mit Ersatz. Knapp ein halbes Jahrhundert hat Schulz bis zu seinem Tod im Februar 2000 die Peanuts gezeichnet, und fast jedes Jahr ließ er Schröder am 16. Dezember den Geburtstag des Komponisten feiern. Manchmal steckte er ihn in ein Sweatshirt, das das Konterfei des Idols zierte.

Ursprünglich hatte er ihm seine eigene Passion für Brahms mit ins Comic-Leben geben wollen, doch dann befand er, dass Beethoven "lustiger" klinge. Beethoven also gehört zu den Peanuts beinahe so wie Peppermint Patty. Trotzdem stellte ein amerikanischer Musikwissenschaftler nun fest: Potzblitz, seine Rolle in der Serie ist noch viel größer als gedacht! Ludwig van Beethoven hat, unbemerkt von ihm und vom Rest der Welt, den Soundtrack der Peanuts geschrieben.

Immer, wenn Schröder in die Tasten haut, blitzen über seinem Klavier Noten auf, und diese Noten hat William Meredith von der San Jose State University einfach mal gespielt. Hunderte Strips hat er untersucht, ein ganzes Jahr war er beschäftigt. Bisher dachte man, die Noten hingen nur dekorativ im Bild herum. In einer Folge schmückt Snoopy sogar einen Christbaum damit.

Jetzt wissen wir: Der Klassik-Freund Schulz - und Schande über alle, die jemals etwas anderes erwartet haben - pflegte seinen formidablen Hang zum Hintersinn nicht nur in Bild und Text. Auch die Musikpassagen hat er nie zufällig gewählt. Und natürlich hat er sich vor allem bei Beethoven bedient, um die Stimmung eines Bildes oder die Gefühle einer Figur zu unterstreichen. "Wer die Musik in den Strips nicht versteht, kann nicht die ganze Bedeutung des Werks erfassen", sagt Meredith. Die Ergebnisse seiner Forschungen sind derzeit in einer Ausstellung im Schulz Museum im kalifornischen Santa Rosa zu inspizieren.

In der eingangs beschriebenen Szene wendet sich Schröder von Lucy ab und spielt den ersten Satz aus der Klaviersonate Nummer 8 in c-Moll, die "Paethétique" - pure Leidenschaft. In der Bilderfolge von 1953, in der Schröder sich wie im Wahn in den Liegestütz wirft und Hanteln zur Decke wuchtet. Entschlossen schreitet er dann an den Flügel und stemmt ein Stück, das ihm Furor in die Augen und Schweiß auf die Stirn treibt. Es ist der Beginn von Beethovens Hammerklaviersonate - größer, schwieriger hat er für Klavier nie komponiert.

© SZ vom 21.01.2009/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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