Wie will das Berliner Humboldt-Forum seine verschiedenen Sammlungen zusammenbringen? Wie will es sich Themen nähern? Zum ersten Mal präsentiert die Gründungsintendanz des Humboldt-Forums eine Ausstellung, die zeigt, wie sie sich den Auftritt im neugebauten Berliner Schloss vorstellt. Es geht um Kultur und Natur am Humboldtstrom vor der Westküste Perus und Ecuadors. An diesem Mittwochabend wird die Ausstellung eröffnet.
Der britische Kunsthistoriker Neil MacGregor, der lange das Britische Museum in London geleitet hat, ist neben dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp und dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, einer der drei Gründungsintendanten. Seine Berufung im Jahr 2015 wurde nahezu einhellig begrüßt. Bis dahin war über das ehrgeizige Kulturvorhaben überwiegend in wolkigen Floskeln und Beschwörungsformeln gesprochen worden. Im Gespräch mit der SZ sagt MacGregor, er hoffe auf eine Reihe weiterer Ausstellungen, etwa über den Schutz der Kinder oder das Gold. Die Humboldt-Box solle eine richtige "Probebühne" werden.
Die Geschichte Berlins soll eine stärkere Rolle spielen
Im Schlossneubau gibt es viele Akteure: die außereuropäischen Sammlungen der Preußenstiftung, das Land Berlin, die Humboldt-Universität mit ihren wissenschaftshistorischen Sammlungen. Ob das sinnvoll zusammengebracht werden kann?
Statt noch einmal die Idee eines Über-Museums auszumalen, zeigt die Gründungsintendanz nun die sehr rasch erarbeitete Ausstellung. Außerdem schlagen die Intendanten Neues für das Forum vor, das 2019 eröffnet werden soll. Sie wollen freien Eintritt zum Haus: "Wenn das Humboldt-Forum ein Forum für die Bürger sein soll, dann kann es diese wichtige Rolle in der Stadt nur spielen, wenn der Eintritt kostenlos ist." Auch die Geschichte des Ortes soll eine viel stärkere Rolle spielen. Bisher war dafür ein "Archäologisches Fenster" und eine kleine Ausstellungsfläche vorgesehen. Aber das dürfte, glaubt MacGregor, nicht ausreichen, um der jahrhundertelangen Geschichte des Hohenzollernschlosses gerecht zu werden. 1950 wurde das Schloss zugunsten eines Aufmarschplatzes abgerissen, später entstand an dieser Stelle der Palast der Republik, den man wiederum zwischen 2006 und 2009 abriss. Der Ort in der Mitte Berlins war ein Schauplatz der Revolution von 1848, hier proklamierte Karl Liebknecht 1918 die sozialistische Republik, im Palast der Republik beschloss die DDR-Volkskammer den Beitritt zur Bundesrepublik. An entscheidende Augenblicke und kuriose Geschichten sollen Objekte und Installationen in vielen Sälen des Neubaus erinnern, so MacGregor.
Außerdem schlagen die Gründungsintendanten eine "Humboldt-Akademie" vor. Die Entscheidung darüber liegt bei der Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und den Abgeordneten des Bundestages. Was die neuen Ideen kosten? Das wird derzeit noch geprüft. Am Ende kommt auch MacGregor nicht ohne eine Floskel aus: "Wer die Welt verstehen will, kommt ins Humboldt-Forum", lautet seine Wunschschlagzeile.