Nachruf:Völlig schwerelos

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Der Film "Love Story" wurde zum größten Erfolg des Regisseurs Arthur Hiller, Jahrgang 1923. Das Honorar war mäßig, aber er war klugerweise am Einspiel beteiligt. (Foto: Ampas/dpa)

Der kanadische Regisseur Arthur Hiller ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Am liebsten drehte er Komödien, weltberühmt wurde er aber mit einem besonders melancholischen Trauerspiel: dem Liebesfilm "Love Story" von 1970.

Von Fritz Göttler

Im Jahr 1970 machte Arthur Hiller einen schrägen Film mit Jack Lemmon als Geschäftsmann aus Ohio, der zum Vorstellungsgespräch nach New York muss, "The Out of Towners/Nie wieder New York". 1971 machte er dann "Plaza Suite/Hotelgeflüster", drei verdruckste Episoden mit Walter Matthau in besagtem Luxushotel. Komisches Starkino, beide geschrieben vom Erfolgsautor Neil Simon. Dazwischen aber machte er den Film, der seitdem für immer an seinem Namen pappen sollte: "Love Story". Ein Meisterstück der märchenhaften Kinozeitlosigkeit, jenes Schwebens zwischen Glück und Trauer, wie es eine amerikanische Großstadt im Schnee gewährt. Ein Film dazwischen, 1970 hat die französische Nouvelle Vague ihre erste Runde beendet und eine neue Form von Kinoliebe geschaffen. Die jungen Amerikaner - Scorsese, de Palma, Coppola - sind bereit für ihre Nachtstücke vom amerikanischen Way of Life. "Love Story" nimmt diesen Moment in sich auf.

Arthur Hiller hat solche Moment-Aufnahmen beim Fernsehen gelernt, in den Fünfzigern, das damals noch Live-Fernsehen war, bei dem aktuell gespielt, aufgenommen, gesendet wurde. Er ist am 22. November 1923 in Edmonton, Kanada geboren, half als Kind beim jiddischen Theater seiner Eltern aus mit Dekors und in kleinen Rollen. Im Grunde seines Herzens aber wollte er TV-Mann werden, und 1955 kam er zur amerikanischen NBC, arbeitete schließlich bei Serien wie "Playhouse 90" oder "Alfred Hitchcock Presents".

Arthur Hiller hat viele Genres ausprobiert, Horror, Kriegsfilm, Musical. Am liebsten aber hat er Komödien gemacht mit großen Stars. Er liebte das Gradlinige, das Schnelle, das Spontane. Am Ende wurde aber ausgerechnet er in ein verrücktes Meta-Projekt verstrickt, eine böse Reflexion vom Stardrehbuchautor Joe Eszterhas ("Basic Instinct") über den Hollywoodbetrieb. Das Alan-Smithee-Phänomen, dieser Name wurde einem Film aufgepappt, wenn er so schlecht war, dass sein Regisseur sich weigerte, den eigenen herzugeben. Als Eszterhas den Film neu schnitt, suchte auch Arthur Hiller Hilfe bei Smithee. Der Film war ein Fiasko, deutscher Titel: "Fahr zur Hölle Hollywood". Am Mittwoch starb Arthur Hiller im Alter von 92 Jahren in Los Angeles.

© SZ vom 19.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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