Nachruf:Verscheuchung der Utopien

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Er war der bekannteste lebende Dichter Frankreichs, mehrfach wurde er als Nobelpreiskandidat genannt. Am Freitag ist der große, bis zuletzt aktive Poet Yves Bonnefoy im Alter von 93 Jahren gestorben.

Von Joseph Hanimann

Er war der bekannteste lebende Dichter Frankreichs und sein Name tauchte wiederholt unter den Nobelpreiskandidaten auf. Dabei begann seine Laufbahn wie in einem Roman aus dem 19. Jahrhundert. 1923 in einer wortkargen Handwerkerfamilie in Tours geboren, kam der Jüngling aus der Provinz 1943 nach Paris, um Mathematik und Philosophie zu studieren, vor allem aber, um Dichter zu werden. Er ließ sich zunächst von den Surrealisten beeinflussen. Die Undurchdringlichkeit der Dinge in ihrer materialen Gestalt erschien ihm aber bald interessanter als der Direktzugang zu den Geheimnissen der Welt durch surrealistische Spekulation. "Dieses blutbeschmierte Lachen, ich sage es euch, ihr Ewigkeitskrämer, Symmetriegesichter, ihr Blicklosen, wiegt schwerer im Kopf des Menschen als die perfekten Ideen, die nur leicht auf seinen Mund abfärben", schrieb er 1947 in seinem Buch "Anti-Platon".

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