Nachruf:Trauer im Cadillac Club

Der amerikanische Soulsänger Billy Paul ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Seine Stimme prägte den Phillysound, sein bekanntester Hit war die melancholisch-sanfte Seitensprungs-Ballade "Me and Mrs. Jones".

Von Bernd Graff

Seine Stimme prägte den Phillysound. Und auch wieder nicht. Dazu war sie zu originell. Billy Paul war auch nicht der Erste, der diesen Soul aus den "Sigma Sound Studios" in die weltweiten Charts brachte. Aber er präzisierte die Idee des melodisch-geschmeidigen, dabei urbanen Genres, das die Produzenten Kenny Gamble und Leon Huff mit Bands wie den Delfonics und Harold Melvin & The Blue Notes Ende der Sechzigerjahre entwickelt hatten. Als Billy Paul 1968 dazu stieß, hatte der 1934 in Philadelphia geborene Musiker längst seinen Stil gefunden: den Jazz im Timbre vor allem von Musikerinnen wie Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Nina Simone, Carmen McRae und Nancy Wilson. Mit Aretha Franklin und George Benson trat er, der wie Elvis seinen Wehrdienst in Deutschland geleistet hatte, im "Cadillac Club" der Stadt auf. Seine erste Platte "Feelin' Good At The Cadillac Club" aus dem Jahr 1968 trägt ihn im Titel. Sie enthält sehr jazzige Cover-Songs, etwa eine überraschende Fassung von Bob Dylans "Don't Think Twice, It's All Right". Doch es war die auch vom Gospel inspirierte Musik der Beatles, die den Sänger dazu brachte, Jazz und R'n'B stimmlich zu fusionieren. Dieser ganz eigenen Sound-Modulation verdankte er seinen größten Erfolg: "Me and Mrs. Jones", die melancholisch sanfte Seitensprung-Ballade, die von Schuldgefühlen und Versuchung handelt und ihn 1972 an die Spitze der US-Charts schoss. Jetzt ist Billy Paul im Alter von 81 Jahren nach langer Krankheit gestorben.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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