Nachruf:Street-Fotograf Bill Cunningham ist tot

Für ihn waren die Straßen New Yorks der wichtigste Laufsteg. Damit ebnete er dem Street Style in der Mode den Weg.

Von Catrin Lorch

Manchmal war er ganz plötzlich da, irgendwo auf der Park Avenue oder der 27th Street im Fashion District. Ein schlanker Herr mit weißen Haaren, in der Hand eine Kamera. Er bat einen, kurz stehenzubleiben und den alten Sack, in dem einst Reis transportiert wurde und den man als Handtasche zweckentfremdet hatte, kurz anzuheben. Und machte ein Foto. Manche davon landeten in der New York Times. Sie zeigten Mode - aber das, was tatsächlich auf den Straßen getragen wurde. Bill Cunningham, geboren 1929, hat damit, lange bevor der Ausdruck dafür geprägt war, den Street Style erfunden. Tatsächlich hat der einsame Flaneur, der am Samstag gestorben ist, damit im Alleingang die Demokratisierung der Mode vorausgedacht, und dabei etwa den Triumphzug der dünnen schwarzen Leggings-Beine begleitet. Für ihn war die Hierarchie zwischen Catwalk und Straße klar - Manhattan, das war der Laufsteg, der zählt. Er selbst übrigens war stets in einer leuchtblauen Jacke unterwegs.

© SZ vom 27.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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