Zum Los von Kostümbildnern gehört es, dass sie sich selten einen Namen machen. In Kritiken werden sie meist gar nicht erwähnt. Bei Moidele Bickel war das anders. Die gebürtige Münchnerin, Jahrgang 1937, war die Starschneiderin des europäischen Theaters. Seit ihren Anfängen am Frankfurter Theater am Turm Ende der Sechzigerjahre arbeitete sie mit den großen Theater- und Opernregisseuren ihrer Generation zusammen, allen voran mit Peter Stein.
Schon als Claus Peymann seine ersten Uraufführungen von Peter Handke und Thomas Bernhard herausbrachte, kleidete Moidele Bickel die Schauspieler ein. Während der großen Zeit von Peter Stein und den Seinen an der Berliner Schaubühne war sie die prägende Kostümbildnerin. Steins berühmte "Peer Gynt"-Inszenierung (1970), Luc Bondys Uraufführung von Botho Strauß' "Kalldewey Farce (1982), Klaus Michael Grübers "Winterreise" (1977) - Bickels Kostüme, einem fantasievollen Realismus verpflichtet, sind mit den Produktionen in die Annalen eingegangen.
Bickel arbeitete in Paris, Wien, Salzburg und Zürich unter anderen mit Robert Wilson, George Tabori, Patrice Chéreau und häufig mit Andrea Breth. Sie schuf auch Kostüme für den Film, etwa für Eric Rohmers "Die Marquise von O." (1976), Claude Berris "Germinal" (1994), Chéreaus "Die Bartholomäusnacht" (1995) und "Das weiße Band" (2009) von Michael Haneke. In der Nacht auf Montag ist Bickel im Alter von 79 Jahren in Berlin gestorben.