Nachruf:Schlachtenmaler

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Andrew Lesnie, Jahrgang 1956, war einer der gefragtesten Blockbuster-Kameramänner. Berühmt wurde er mit der "Herr der Ringe"-Trilogie. (Foto: Imago)

Er schuf mit Peter Jackson die gewaltigen "Hobbit"-Bilder. Nun ist Kameramann Andrew Lasnie gestorben.

Von David Steinitz

"Eine Trilogie zu machen, empfehle ich wirklich niemandem", scherzte Andrew Lesnie nach den jahrelangen strapaziösen Dreharbeiten zum "Herrn der Ringe". Gelohnt hat sich der Job trotzdem: 2002 gewann er für Teil eins von Peter Jacksons Tolkien-Spektakel den Oscar als bester Kameramann. Im Englischen klingt das glamouröser - director of photography -, und beschreibt auch passender, was Jackson in seinem Mitstreiter gesucht hat. Als Regisseur der obersten Hollywood-Kaste, der ein Team von ein paar Hundert Leuten dirigieren muss, braucht man für die Bildgestaltung jemanden, dem man blind vertrauen kann - sonst geht man an so einem Riesenset gnadenlos unter.

Leslie war aber nicht nur ein verständiger Kollege. Er revolutionierte mit seiner Arbeit am "Herrn der Ringe" das Arbeitsverständnis seiner Zunft, indem er das analoge Handwerk des Bildermachers mit dem digitalen Zauber der Nerds in den Trickabteilungen versöhnte. Herausgekommen ist dabei, in den Flügen über die riesigen Schlachtfelder von Mittelerde, die endgültige Auflösung zwischen Realitäts- und Traumblick. Ein neues Überwältigungskino, nicht aus Menschen- sondern aus Vogel-, aus Drohnenperspektive. Lesnie, geboren 1956 in Sydney, arbeitete nach seinem Filmstudium wie besessen. Er drehte Werbespots, Musikvideos, TV-Shows und B-Pictures und arbeitete sich langsam zum Chef-Kameramann vor. Zum Beispiel für seinen Landsmann George Miller, mit dem er "Ein Schweinchen namens Babe" machte. In den letzten Jahren hat Lesnie dann vornehmlich für Peter Jackson gearbeitet, "King Kong", "In meinem Himmel". Und natürlich zuletzt doch noch mal eine Trilogie: "Der Hobbit 1-3", die Vollendung ihres Tolkien-Zyklus. Mit seiner letzten Arbeit, dem Drama "Das Versprechen eines Lebens" von Russell Crowe, das nächste Woche startet, ist er dann noch mal zur klassischen Hollywood-Schule zurückgekehrt: elegantes Handwerk statt künstlich entfesselter Kamera - um die Augen ein bisschen zu beruhigen nach den Hobbit-Orgien. Am Montag ist Andrew Lesnie im Alter von 59 Jahren überraschend gestorben, die Todesursache ist bislang nicht bekannt.

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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