Nachruf:Rudy Van Gelder, Tonmagier

Rudy Van Gelder galt als der bedeutendste Toningenieur des Jazz, die Stars vertrauten seinem Sound. Am Donnerstag starb er mit 91 Jahren.

Von Karl Bruckmaier

John Hammond gilt als der erste Musik-Produzent im heutigen Wortsinn: ein Mensch, dessen Vorstellungen im Studio durch Künstler Gestalt annehmen. Ein Klang-Regisseur. Doch wer einmal in einem Studio in dieser Rolle gewirkt hat, weiß, dass der Produzent nichts ist, wenn er nicht einen Toningenieur an seiner Seite hat, der die oft blumig formulierten Vorstellungen des Produzenten in eine Sprache übersetzt, welche die Maschinen zu verstehen scheinen. So ein Übersetzungskünstler des Machbaren war Rudy Van Gelder, der am vergangenen Donnerstag hochbetagt verstorben ist. Natürlich in seinem Studio, das auch seine Wohnung beherbergte - ein durch harte Arbeit als junger Optiker realisierter Lebenstraum, der aus dem Nerd aus der Vorstadt einen bewunderten Handwerker des Jazz werden ließ. Seit 1952 versah er - auch dank neuer Aufnahmetechniken, neuer Mikrofone, neuer Wiedergabegeräte - die Studiosessions eines Miles Davis, eines John Coltrane, einer Esther Phillips mit einem neuen, unmittelbareren Klang, mit der Illusion von Räumlichkeit und doch auch Intimität. Die großen Labels aus der Hochzeit des Jazz - Blue Note, Prestige, später CTI - setzten auf den manchmal etwas schrullig wirkenden Van Gelder, der es sich nicht nehmen ließ, vom Aufstellen der Mikrofone und der Verkabelung bis zum abschließenden Mastering der Aufnahmen alles selbst zu erledigen, denn "schließlich steht ja auch mein Name darunter": Rudy Van Gelder. Er wird unvergessen bleiben.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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