Nachruf:Ota Filip ist gestorben

Ota Filip, 1930 in Ostrau geboren, hatte Journalismus studiert und schlug sich als Arbeiter durch. Er saß mehrmals im Gefängnis, bevor er 1974 in die Bundesrepublik zog. (Foto: Claus Schunk)

Er rechnete in Romanform mit dem eigenen Leben ab: als Dissident und Verräter, als Schriftsteller und Kollaborateur, in einem mehrdeutigen Sinn.

Von Thomas Steinfeld

Der vorletzte Roman des deutsch-tschechischen Autors Ota Filip, im Jahr 2001 erschienen, hieß "Der siebente Lebenslauf" und war eine öffentliche Abrechnung mit dem eigenen Leben: als Dissident und Verräter, als Schriftsteller und Kollaborateur, in einem mehrdeutigen Sinn. Das Buch schließt mit der Strafe, die Ota Filip erlitten zu haben meint, nämlich mit dem Tod des Sohnes, und mit der Bitte um Absolution, an den Leser gerichtet. "Der siebente Lebenslauf" ist ein tragisches Buch, das es schwer werden lässt, unvoreingenommen mit dem Œuvre dieses Autors umzugehen. Dabei haben seine Bücher eine neuerliche Lektüre verdient, die Satiren vor allem ("Tomatendiebe in Aserbaidschan), aber auch Werke wie die ebenso traurige wie komische Lagergeschichte "Ein Narr für jede Stadt", in der sich weniger die kommunistische Herrschaft, als vielmehr deren Verknüpfung mit dem Kleinbürgertum als das tiefste Verhängnis erweist. Ota Filips Bücher handeln von Verkleidungen, von möglichen und unmöglichen Lebensläufen, von Masken und Verstellungen - wie viele Bücher von Autoren, die in Diktaturen leben mussten und im Westen nicht frei wurden. Am vergangenen Wochenende ist Ota Filip im Alter von 88 Jahren gestorben.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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