Nachruf:Mr. Understatement

Der New Yorker John Abercrombie (1944 - 2017) experimentierte weniger mit seinem Stil, dafür fortwährend mit seinen Bands und Formationen. (Foto: imago)

Der Jazz-Guitarrist John Abercrombie maß sich mit den Besten. Er experimentierte weniger mit seinem Stil, dafür fortwährend mit seinen Bands und Formationen. Selten hat man ihn in der gleichen Besetzung erlebt. Jetzt ist er mit 72 Jahren gestorben.

Von Oliver Hochkeppel

Ein Konzert des Jazz-Gitarristen John Abercrombie mitzuerleben bedeutete fast immer eine kleine Erleuchtung: Weil er technisch wie stilistisch alles hätte spielen können, dies aber immer seinem lyrischen, reinen Ton, seinen Bands und deren Kreativ-Konzepten unterordnete. Der 1944 in New York geborene Abercrombie war ein gemäßigter, meist melodischer, selten modaler Avantgardist des Modern und Fusion Jazz, vielleicht weil er im Blues sozialisiert war. Mit seiner Kunst des Understatements passte er perfekt zum Münchner ECM-Label, bei dem er 1974 mit der heute legendären LP "Timeless" debütierte. Bei ECM erschienen seine wichtigsten Alben, meist in den favorisierten Trio- und Quartettbesetzungen. Die wechselten oft, im Zusammenspiel liebte Abercrombie die Abwechslung und Herausforderung, maß sich mit den Besten, von Jack De Johnette bis zu Joey Baron. Auch seine Duette mit dem Kollegen Ralph Towner bleiben unvergesslich, ebenso prägend war er als Lehrer. Am Dienstag ist John Abercromie mit 72 Jahren nach langer Krankheit in New York gestorben.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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