Nachruf:Grüner Mann

Er selbst war, was den Jazz angeht, ein Autodidakt, unterrichtete aber jahrelang Jazz-Piano. Jetzt ist der britische Jazzer John Taylor gestorben.

Von Jan Kedves

Am Freitag vergangener Woche ist der britische Jazz-Pianist und Komponist John Taylor gestorben. Er wurde 72 Jahre alt. Während eines Auftritts mit dem Stéphane-Kerecki-Quartett beim "Saveurs Jazz Festival" im französischen Segré erlitt er einen Herzinfarkt. Taylor stammte aus Manchester und galt als eine der wichtigsten Stimmen des europäischen Jazz. Bekannt wurde er mit seinem Trio Azimuth, das er 1977 mit der Sängerin Norma Winstone und dem Trompeter Kenny Wheeler gegründet hatte und mit dem er mehrere Alben auf dem Münchner Jazz-Label ECM veröffentlichte (u. a. "The Touchstone", 1978). Taylor war von 1993 bis 2007 Professor für Jazz-Piano an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Dabei war er selbst, was Jazz anging, Autodidakt. Sein einziger formaler Unterricht waren im Alter von zehn Jahren wöchentliche klassische Klavierstunden, sein Können hörte er sich anschließend bei Größen wie Bill Evans, Herbie Hancock und Keith Jarrett ab. Taylors Spiel wurde als ergreifend einfühlsam und teils von Minimal Music inspiriert beschrieben, seine freien Improvisationen wurden für ihre Dezenz gelobt. Er arbeitete auch mit Jan Garbarek, David Sylvian und Charlie Haden zusammen. 2002 erhielt er für seine Komposition "The Green Man Suite" den BBC Jazz Award.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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