Nachruf:Fred Bass ist tot

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Der Besitzer der New Yorker Buchhandlung Strand Books ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Sein Laden war eine Institution.

Von Andrian Kreye

Der Besitzer der New Yorker Buchhandlung Strand Books Fred Bass ist am vergangenen Mittwoch zu Hause in Manhattan im Alter von 89 Jahren gestorben. Wobei es sich hier nicht nur um irgendeinen Buchladen handelt, sondern um eine Institution, die das Durchstöbern von Bücherregalen für New Yorker zu einem Akt der Leidenschaft gemacht hat. Wer sich in die weitläufigen Räume in den unteren Geschossen eines neunstöckigen Bürogebäudes begab, das 1903 mit prächtigen Simsen und Kassetten an der Ecke Broadway und 12. Straße gebaut wurde, kam oft erst nach Stunden wieder ans Tageslicht.

"18 Miles of Books" (nach dem metrischen System "rund 29 Kilometer Bücher") lautet das Motto des Ladens bis heute. Was im Zeitalter von Amazon vielleicht nicht mehr ganz so beeindruckend ist, aber 1957, als Fred Bass das kleine Antiquariat seines Vaters Ben von der "Book Row" auf der 4. Avenue an den Broadway nicht weit vom Union Square verlegte, war das kühn.

Zweineinhalb Millionen Bände hat Strand angeblich auf Lager. Wobei es sich fast ausschließlich um gebrauchte Ausgaben handelt. Neuausgaben gibt es nur als Mängelware, Remittenden oder Rezensionsexemplare. Daraus entwickelte Fred Bass eine Fülle, die einen bis heute wunderbar überfordert. Stammkunde David Bowie beschrieb das "Strand"-Erlebnis mal mit dem Satz: "Es ist eigentlich unmöglich, ein Buch zu finden, das man haben will, aber man findet immer Bücher, von denen man gar nicht wusste, dass man sie haben wollte."

Der schwere Geruch von Papier, Holz und Moder, der einen dort umhüllte, ist etwas leichter geworden, seit Fred Bass' Tochter den Laden 2005 renovieren ließ. Aber das Prinzip des Bücherrauschs durch Reizüberflutung funktioniert noch immer. Das soll auch nach Bass' Tod so bleiben. Laden und Gebäude gehören der Familie. Das ist in Zeiten der Hypergentrifizierung der Stadt New York der wichtigste Schutz.

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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