Nachruf: Der unsichtbare Kopf

Robert Silvers hat die "New York Review of Books" mitgegründet und über ein halbes Jahrhundert hinweg zur wichtigsten amerikanischen Zeitschrift gemacht. Jetzt ist er mit 87 Jahren gestorben.

Legenden umgaben ihn, reine Literatur: dass er in Paris auf einem Boot an der Seine gelebt habe und als Dolmetscher für die Nato tätig war; dass er einen der wenigen Artikel, die er selber schrieb, lieber ohne Autorenangabe erscheinen ließ; oder dass er sieben Tage in der Woche arbeitete und notfalls im Büro übernachtete, wofür in der Redaktion ein Feldbett bereit stand. Seine Arbeitswut jedenfalls ist vielfach belegt. Offenbar tat er nichts lieber, als seine Autoren am Weihnachtstag anzurufen, um sich mit ihnen, während im Hintergrund die Kinder quakten, über abgebrauchte Sprachbilder und den richtigen Schluss zu besprechen und ob nicht dieser und jener Aspekt in dem ohnehin schon langen Stück zu kurz komme.