Nach dem Tod von Michael Jackson:Die Geier kreisen schon

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Ob alte Schallplatten, zerknitterte Zeitungsartikel oder Autogramme: Die Preise für Andenken an den King of Pop schießen derzeit durch die Decke - und viele wollen am Tod von Michael Jackson mitverdienen.

Marc Hoch

Bis vor einer Woche war es nicht leicht, CDs oder Schallplatten von Michael Jackson in nennenswerter Stückzahl zu verkaufen. In Musikgeschäften oder auf Flohmärkten türmten sich die Alben des selbsterklärten Pop-Königs.

Fans in aller Welt trauern um den King of Pop - und gleichzeitig wittern viele schon das Geschäft ihres Lebens. Mit nahezu sämtlichen Andenken an Michael Jackson lässt sich derzeit gut Geld verdienen. (Foto: Foto: Reuters)

Schallplatten-Sammler rümpften die Nase über die millionenfach reproduzierte Musik, denn bis auf die 1997 nur in kleinster Stückzahl erschienene Maxi-Single "Smile", auf der Jackson an Charlie Chaplin erinnert, gibt es keine reguläre LP oder CD, die rar und wertvoll ist.

Nun aber erleben Jacksons Musikerzeugnisse eine Wertsteigerung, bei der man nur fragen kann: Ja, spinnen die? Ein Phänomen tritt ein, das schon nach den Selbstmorden der Sänger Kurt Cobain und Elliott Smith sowie nach dem Unfalltod von Falco zu beobachten war: Die Preise für Memorabilia und Musikprodukte schießen durch die Decke. Geschäftemacher kreisen wie Geier über der Jackson-Saga und versuchen vom Mythos zu profitieren.

Am deutlichsten ist diese Preisexplosion am Millionen-Album "Thriller" abzulesen. Seit der ersten Todesmeldung Donnerstagnacht wird diese LP, die als druckfrische Erstausgabe höchstens 50 Dollar gekostet hatte, für hohe Summen gehandelt. In Online-Auktionshäusern erzielt ein verschweißtes Original derzeit 1000 Dollar, manche Händler verlangen gar bis zu 7000 Dollar.

Verrückt sind auch die Geschäfte, die derzeit allen Anschein nach mit Domain-Namen gemacht werden, also Adressen im Netz, unter denen künftig Inhalte zu Jacksons Leben angeboten werden könnten. Auf die etwas holprige Web-Adresse MichaeltheKingOfPopJackson.com gab es am Sonntag ein Gebot in Höhe von 6,5 Millionen Dollar, bereits am Samstag hatte ein Unbekannter im US-Ebay für 19 Millionen Dollar die Adresse MemoryOfMichaelJackson.com ersteigert.

Aber auch mit Autogrammen, zerknitterten Zeitungsartikeln, bedruckten T-Shirts oder Porzellan-Figuren, die den Sänger kitschig verewigen, kann man im Augenblick Geld verdienen. Etwas zynisch lässt sich feststellen: Jackson ist vielen Menschen tot mehr wert als lebendig.

Auch Deutschland hat sich von der Jacko-Mania anstecken lassen - am Wochenende gab es praktisch keinen Elektromarkt, in dem nicht "Beat it" vom Band lief. Viele Händler melden den Ausverkauf ihrer CD-Bestände, bei iTunes und Amazon sind die Jackson-Titel gefragt wie nie. Schon erwartet die Musikbranche, dass die alten und eigentlich unzeitgemäßen Lieder aus den achtziger Jahren wieder in den Charts nach vorne kommen. Und ein findiger Geschäftemacher aus Deutschland hat bereits den Michael-Jackson-Mini-Gedenk-Truck für all jene Männer entworfen, die zu Hause ihre Modellauto-Sammlung kultivieren.

Verlierer aber gibt es auch: Das sind die 900.000 Kartenbesitzer, die den Pop-König nun nicht bei seiner Comeback-Tour live erleben werden. 46 Auftritte hatte Jackson geplant, den ersten schon am 13. Juli, und die Eintrittspreise waren saftig: bis zu 770 Pfund für eine VIP-Karte. Noch ist nicht klar, ob der Veranstalter die Tickets ersetzen wird.

Angeblich waren nicht alle Konzerte versichert, sodass die Agentur wegen einer vermuteten Schadenssumme von 350 Millionen Euro in Bedrängnis kommen könnte. In jedem Fall dürften Inhaber von Schwarzmarktkarten, für die bis Mittwoch Tausende Euro bezahlt wurden, leer ausgehen. Für sie bleibt der Trost, dass es sicher bald schon unveröffentlichtes Live-Material auf DVD geben wird.

© SZ vom 29.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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