Musiktheater:Wie man einen Völkermord überlebt

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Nur Ruinen sind übrig von armenischen Klöstern und Kirchen wie hier bei Gevas im heutigen Ostanatolien. (Foto: mau)

Genozid-Traumatherapie: Marc Sinan spürt in "Komitas" dem Leiden des armenischen Priesters und Musikers nach.

Von Helmut Mauró

Es ist, nach "Hasretim" und "Dede Korkut", das dritte musiktheatralische Projekt, das der 38-jährige Berliner Gitarrist und Komponist Marc Sinan auf die Beine gestellt hat auf der Suche nach seinen türkischen und armenischen Wurzeln. Er nennt es schlichtweg "Komitas", nach jenem Priester und Musiker , der als Überlebender des Genozids an den Armeniern 1915 Sinnbild geworden ist für das Leiden und Sterben dieses Volkes. Sinan begibt sich mit seinem "dokufiktionalen Musiktheater", wie er es nennt, auf den Leidensweg des Komitas (1869 - 1935), und es ist eine große Wanderung, die kein Ende findet. Schließlich muss das Konzept einer kunstgebundenen, kulturverwurzelten Annäherung an die blutige Geschichte der Armenier eine Wanderung bleiben, ein allmähliches Dahinschreiten, beinahe richtungslos, in sich kreisend und so an Kraft gewinnend - als Theater ist es ein schier objektloses offenes Mysterienspiel. Von diesem Freitag an ist das Stück im Berliner Gorki-Theater zu sehen.

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