Musik:Simon Höfele

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(Foto: OH)

Trompetenmusik der Gegenwart - so fangen eigentlich nicht Klassik-Karrieren an. Eine neue CD aber beweist das Gegenteil.

Von Michael Stallknecht

Mit einem gesprochenen "Pst, pst" beginnt die neue CD des Trompeters Simon Höfele. Und dann geht sie über in eine Tour de Force aus Kaskaden durch sämtliche Register, gestopften Tönen, Trillern in hoher Lage. Es sind die "Mysteries of the Macabre" von György Ligeti - alle Stücke auf dem Album sind Musik aus den letzten fünf Jahrzehnten. Dabei ist Höfele gerade mal 23 Jahre alt, in einem Alter also, in dem die meisten seiner Kollegen oder Kommilitonen sich erst mal mit den Klassikern des 18. und 19. Jahrhunderts zu etablieren versuchen. So will es der Klassikbetrieb, so ist auch das Ausbildungssystem nach wie vor orientiert. Vielleicht auch aus dem Grund, den Simon Höfele in einem klugen Satz im Booklet der CD formuliert: "Zeitgenössische Musik wird vielleicht allenfalls als Kunst - nicht aber als Musik verstanden."

Bei Höfele, genau das kann man auf der Platte hören, ist das anders. Er stellt auch ungewöhnliche Spieltechniken nicht als Selbstzweck aus, sondern macht Musik daraus - was nur mit einem hohen Maß an Virtuosität geht.

Trompeter wollte Höfele schon mit fünf Jahren werden, mit 14 ging er als Jungstudent zu Reinhold Friedrich an die Karlsruher Musikhochschule. Dort hat er wohl auch diesen intonationsreinen, weich angesetzten, immer flexiblen, klassisch schön zu nennenden Ton gelernt. Mit dem spielt er nun die Trompetenkonzerte von Albinoni, Haydn oder Hummel, aber ebenso selbstverständlich eben auch die Zeitgenossen. Zum Beispiel Tōru Takemitsus "Paths" aus dem Jahr 1994 oder Toshio Hosokawas "Im Nebel" von 2016 auf der neuen CD (Genuin), die schon die dritte mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts ist. Höfele entwickelt diese meditativen japanischen Stücke ganz aus der Kraft des Leisen, aus einem intensiven Piano heraus. Laut kann schließlich jeder, gerade auf einer Trompete. Simon Höfele dagegen scheint Erfolg zu haben auch mit dem Introvertierten, dem Klugen. Im Herbst hat ihn die BBC in ihr sehr karriereförderndes Programm "New Generation Artists" aufgenommen; in der laufenden Spielzeit debütiert er bei großen Orchestern wie dem Konzerthausorchester Berlin und dem SWR Symphonieorchester. Ein gutes Zeichen für ihn - und für die Zukunft der zeitgenössischen Musik.

© SZ vom 24.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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