Musik:Jugendfreunde

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Eine Zirkuskarriere wird nicht daraus, aber das Ziel ist klar. "Dobré" setzen ihren Albumtitel um. (Foto: André Wunstorf)

Seit mehr als zehn Jahren machen "Dobré" gemeinsam Popmusik. Kürzlich ist ihr neues Album "Who Killed The Acrobat?" erschienen

Von Jürgen Moises

Zu der Frage, wer den Akrobaten umgebracht hat, fällt einem irgendwie dieser James-Bond-Film ein, in dem gleich zu Beginn ein Clown gejagt und schließlich ermordet wird. "Octopussy", mit Roger Moore, der mit dem neuen, dritten Album von Dobré aber wohl überhaupt nichts zu tun hat. Aber man darf vielleicht ja mal herumspinnen, wie es die Münchner Band laut Pressetext auch selber gerne tut.

Zudem sind wir mit James Bond gleich schon beim Thema London, wo der Dobré-Sänger und Songwriter Johannes "Joe" Dobroschke vorübergehend gelebt und auch einige der Songs von "Who Killed The Acrobat?" verfasst hat. Und in der Tat glaubt man gleich im ersten Song "Complication Man" einen kleinen Britpop-Einfluss herauszuhören. Der beginnt mit einem stoisch dahinpluckernden Bass, dann setzen, sehr reduziert, der Gesang und eine hallige Gitarre ein, bevor schließlich der Chorus mit seinem emphatischen Klagegesang losbricht.

Vom Indiefolk der alten Schöngeisinger Tage, wo Johannes Dobroschke herkommt und wo die Band noch immer ihren Proberaum hat, sind die inzwischen fast alle in München lebenden Musiker trotzdem nicht abgekommen. Er bildet immer noch das zentrale Fundament, das Dobroschke, Ludwig Kettenberger, Pete Brass, Michael Schröcker und Martin Pöner wie gewohnt um ein paar stilistische Verzierungen erweitern. Bei "It's The Night" etwa in Form einer funkigen Gitarre und eines souligen Chorus'. "Red Light On" ist ein leicht scheppriges Rock'n'Roll-Stück und bei "In Pieces" bekommt das Album ganz zum Schluss mit Banjo und Mundharmonika den Blues. Durch den hohen Klagegesang von Johannes Dobroschke und die ebenfalls leicht scheppernde Gitarre fühlt man sich auch an die großartigen Neutral Milk Hotel erinnert. Insgesamt ist "Who Killed The Acrobat?" mit seinen elf Songs mal wieder eine äußerst runde Sache. Und man kann sehr froh sein, dass die fünf Jugendfreunde überhaupt noch die Zeit für ihre Musik finden.

Mehr als zehn Jahre nach Bandgründung arbeiten Kettenberger, Schröcker und Pöner inzwischen als Lehrer, Brass ist Psychologe und Dobroschke freiberuflich als Journalist und Texter unterwegs. Außerdem sind drei der Musiker Familienväter. Das heißt, sie sind ebenfalls "regular guys", so wie der Akrobat, wie es im Text von "What Have They Done To You" heißt. Darin klingt es so, als wäre sein Tod eher ein metaphorischer, weil sein Publikum ihn fallengelassen hat. Ein Schicksal, das die fünf Musik-Akrobaten von Dobré ganz sicher nicht ereilen wird. Zumindest nicht, so lange sie so wunderbare Alben wie "Who Killed The Acrobat?" herausbringen.

Dobré: Who Killed The Acrobat?, erschienen bei No Bakery Records (Eigenverlag); live am Mi., 10. Mai um 19 Uhr in der Fox Bar, Barerstraße 47

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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