Musik:Die Poesie der Elektrizität

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Frameworks Festival im Blitz Club des Deutschen Museums

Von Jürgen Moises, München

Als "ein Manifest für die Poesie der Elektrizität" beschreibt David Troop in seinem Buch "Haunted Weather: Music, Silence and Memory" das Werk des finnischen Elektronik-Duos Pan Sonic. Dieses bestand aus Mika Vainio und Ilpo Väisänen, die 17 Jahre lang gemeinsam eine extrem minimale, rhythmische, von Industrial und Acid Techno beeinflusste Musik schufen. Vainio, der unter anderem auch mit Björk gearbeitet hat, ist 2017 bei einem Unfall gestorben. Ein tragischer Tod, der in "Entropien I" nachwirkt: einem Album, das Ilpo Väisänen mit Dirk Dresselhaus alias Schneider TM unter dem Projektnamen Die Angel veröffentlicht hat. Darauf zu hören sind sieben Instrumentalstücke, die Vainio gewidmet und von Pan Sonics experimenteller Noise-Ästhetik geprägt sind.

Entropie ist, vereinfachend gesagt, ein Maß für Ungleichheit oder Unordnung. Und wie Väisänen und Schneider TM aus Samples und Gitarreneffekten faszinierende Klangwelten jenseits vertrauter Ordnungen kreieren, das kann man am Freitag auch beim Abschlusskonzert des diesjährigen Frameworks Festivals erleben. Dort stellen sie ihr Album live vor. Das heißt genau gesagt: im Blitz Club. Denn nachdem Christian Kiesler und Daniel Bürkner ihr 2011 gegründetes Festival für die Grenzbereiche zwischen experimenteller Musik und Pop jahrelang im Einstein Kultur veranstaltet haben, wollten sie dieses Mal etwas Neues ausprobieren. Damit es "lebendig" und "spannend" bleibt, so Bürkner.

Auf den Blitz Club kamen sie, weil sie von den Betreibern gehört hatten, diese seien auch für Konzerte offen. Und: wegen der "sagenumwobenen Soundanlage". Die ist auf Beats und fette Bässe ausgelegt, deshalb wird es diesmal auch bei Frameworks elektronischer zugehen. Etwa bei der Synthesizer-Spielerin Nick Void von der Londoner Post-Industrial Band Factory Floor, die am Donnerstag mit dem Gründer des Labels Editions Mego, Peter Rehberg, auftritt. Oder am Mittwoch beim Eröffnungskonzert von Carlos Cipa und Occupanther aus München, die minimalistische Pianoklänge und vertrackte Beats zusammenführen.

Eine Spur heftiger dürften die Beats am Mittwoch beim experimentellen Hip-Hopper Kutmah aus Berlin werden, und das gilt ähnlich für den Freitag und die maschinellen Rhythmen des Trios Radian aus Wien. Am Donnerstag tritt mit Nadah El Shazly aus Kairo eine Künstlerin auf, die wie Pan Sonic zu ihrer eigenen elektrischen Poesie gefunden hat. Aus arabischer und zeitgenössischer Elektro-Musik formt sie Collagen, die man so noch nicht gehört hat.

Frameworks Festival , Mi., 9. bis 11. Mai, Blitz , Museumsinsel 1, www.frameworks-festival.de

© SZ vom 09.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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