Mittelalterliche Geschichte:Mutter des Gemetzels

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Peter Frankopan erzählt die Geschichte des ersten Kreuzzugs neu. Bisher sei sie verzerrt dargestellt worden, behauptet er.

Von Rudolf Neumaier

Die Christen waren nicht zimperlich, und das sagt sich so einfach aus der historischen Distanz von gut 900 Jahren. "Die kleinen Kinder hieben sie in Stücke oder steckten sie auf Holzspieße und brieten sie über dem Feuer, und gegenüber den Älteren wandten sie jede Art von Quälerei an", schreibt eine Chronistin. Doch was man von den Muslimen gehört hatte, war auch nicht gerade zivilisiert. Sie würden die Christen beschneiden, predigte im Herbst 1095 Papst Urban II., und das Blut der Beschneidung würden sie auf Altäre schütten. "Denen, die sie schändlich töten wollen, schlitzen sie den Bauch auf, ziehen den Anfang der Gedärme heraus, binden ihn an einen Pfahl und treiben sie mit Geißelhieben so lange herum, bis die Eingeweide herausgezogen sind und sie am Boden zusammenbrechen." An solchen Stellen klappt man das Buch zu, um auf dem Deckel eine Altersfreigabe zu suchen. Ab 18? Ab 16? Spielten sich die beschriebenen Bilder in einem Kinofilm ab, wäre unter 16 nichts zu machen. Allein für Geschichtsbücher gibt es keine Altersgrenze, es geht um Wissenschaft, nicht um Unterhaltung.

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