Nach dem Tod Samuel Becketts hat sein Motto "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." die Bühnenbretter verlassen, auf denen karge Bäumchen dürre Zweige in den gottverlassenen Himmel recken. Es ist in die Welt der üppigen Blumenbeete und des gepflegten Rollrasens vorgedrungen und steht nun über einem der großen Dramen der zeitgenössischen Gesellschaft: dem Kampf der Gartenliebhaber gegen ihren Widersacher, den Maulwurf. An Ratgeberliteratur, die den Rollrasenbesitzern vorgaukelt, sie könnten dem Scheitern entgehen, herrscht kein Mangel. Wahre, ihrem Gegenstand gewachsene Maulwurfsliteratur aber ist selten.
Ein Stück wahre Maulwurfsliteratur kommt jetzt aus Norditalien zu uns. Die charmante Erzählung stammt von Ernesto Ferrero, ehemals Cheflektor bei Einaudi in Turin, seit 1998 Leiter der Turiner Buchmesse, die am Donnerstag beginnt. Die alte Dame namens Quirina, die er zur Heldin einer scheiternden Maulwurf-Vertreibung macht, heißt nicht von ungefähr so, wie sie heißt. Sie stammt aus einer Familie von Altphilologen und macht dieser Tradition alle Ehre. Ihr Garten in den lombardischen Bergen ist vom geistigen Klima der Einaudi-Welt umweht. Hamlet, bei dem der Maulwurf mit dem Totenreich, Marx, bei dem er mit der Revolution im Bunde war, gehören dazu, auch Primo Levi, der den Maulwurf in seine Sammlung von Gedichten über emblematische Tiere aufnahm. Die Dörfler versorgen Quirina mit Volksmitteln wie Knoblauch, die Angehörigen mit Tipps aus dem Netz. Der Vorsitzende des Slow-Food-Komitees schwört auf Wasserattacken. Im Showdown der sehr schön illustrierten Erzählung aber, wenn Qurinia ins Auge ihres Feindes blickt, geht nicht der Maulwurf zugrunde, sondern der Kampf gegen ihn. Mit dem Maulwurf gewinnt die Literatur.