Mädchenbuch:Fransenstiefel

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Die neue Halbschwester für Franka ist wild, verliebt und bringt die ganze Familie durcheinander, besonders die kleine Schwester. Sehr schöne Patchwork-Geschichte.

Von Andrea Duphorn

Franka ist total aus dem Häuschen. Sie bekommt eine große Schwester! Und was für eine. Nicht so eine zickige Tussi mit groß geschminkten Augen und riesiger Handtasche, wie sie bei ihrer Freundin im Treppenhaus herumhängen, sondern eine echte Piratin: kurze Haare, schwarze Lederjacke, große Ohrringe und Fransenstiefel. Kim, Papas Tochter aus einer früheren Beziehung, ist cool. Selbstbewusst, mutig und wild, abenteuerlich und geheimnisvoll. Bis jetzt hat die 15-Jährige bei ihrer Mutter gelebt, die nun einen neuen Job im Ausland hat. Kim möchte aber nicht mit nach Paris - und zieht zu ihrem Vater und dessen neuer Familie.

Einfühlend, aber ohne Konflikte zu beschönigen, erzählt Petra Postert in "Piratenschwestern" vom Abenteuer Patchwork-Familie. Die zehn Jahre alte Franka freut sich sehr darauf, von nun an nicht mehr allein zu sein und möchte, am liebsten gleich "losschwestern". In den schönsten Farben malt sie sich aus, wie es sein wird, alles mit ihrer selbstbewussten (Halb-)Schwester zu teilen: Zusammen shoppen oder schwimmen gehen, vor dem Fernseher herumlümmeln, gemeinsam kichern und quatschen. "Machen doch Schwestern so." Doch dann ist Kim kaum zuhause, sondern lieber mit ihrem Freund Mik unterwegs. "Tür zu und weg. Piratinnen sind so!" Franka ist enttäuscht. In kurzen Kapiteln, fast anekdotenhaft erzählt Postert, wie die beiden Schwestern langsam zueinander finden. Denn obwohl sich Frankas Eltern sehr bemühen, alles als "ganz normal" und "wie immer" erscheinen zu lassen, ist es alles andere als das. So schleicht die Familie nicht nur flüsternd durch die Wohnung, wenn Kim mit ihrem Freund in ihrem Zimmer verschwunden ist. Auch gekocht wird anders. Franka vermisst "Fischstäbchen mit Ketchup und Spinat mit Spiegelei, obwohl das früher nicht mal meine Lieblingsessen waren".

Als es Kim nicht gut geht, weil mit Mik Schluss ist, ist es die kleine Schwester, die sich sorgt, Alarm schlägt und sich auf die Suche nach der großen macht. Eine leicht und lebendig geschriebene Schwestern-Geschichte, mit liebenswerten, gut herausgearbeiteten Charakteren, die rasch gefangen nimmt und mit einem tollen Cover aufwartet: Es zeigt Kim und Franka Arm in Arm als schwarzweißen Scherenschnitt vor hellblau leuchtendem Hintergrund und fängt die wachsende Verbundenheit der Schwestern ein. (ab 11 Jahre)

Petra Postert: Piratenschwestern. Tulipan Verlag, München 2016. 192 Seiten, 13 Euro.

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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