Lyrik:Das blitzende Ich

Lesezeit: 3 min

Poesie als Schöpfungsakt: Ein kleiner Band mit zwei Langgedichten des 1936 geborenen deutschen Beat-Poeten Paulus Böhmer führt ein in den geradezu kosmischen Überfluss eines hymnischen Wort-Universums.

Von Jörg Magenau

Paulus Böhmer ist der Dichter der großen Worte und der langen Rede. Im Grunde sind all seine Langgedichte Ausschnitte aus einem einzigen Gedicht, das, wenn es nur möglich wäre, das gesamte Universum vom kleinsten Kleinen bis zur Unendlichkeit umfassen würde. Jedes seiner Gedichte will die ganze sprachlich fassbare Welt festhalten, jedes einzelne Wort reckt und streckt sich lustvoll der Gesamtsprache entgegen. Böhmers Gedichte fangen irgendwo an und hören irgendwo auf, aber das ist nur ihrer unausweichlichen Verhaftetheit in der Zeit geschuldet. Sie zielen immer auf alles, sind Rausch, orgiastische Feier des Daseins, des Lebens und des Sterbens, Gebete ohne Gott, die im Überschwang auch mit einem "Amen" oder einem schlichten "Ja" enden können, weil sie nun mal enden müssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: