Literatur:Eine Frage des Publikums

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An diesem Donnerstag startet das Bamberger Literaturfestival seine Premiere - für Kritiker eine kommerzielle Konkurrenz zu "Bamberg liest"

Von Katja Auer, Bamberg

Herta Müller ist schon ausverkauft, Martin Walser auch, ebenso sind es Konstantin Wecker und Andreas Englisch. Für Donna Leon gibt es noch Karten, aber die Lesung mit Musik findet ja auch im großen Saal der Konzerthalle statt. Wenn an diesem Donnerstag das erste Bamberger Literaturfestival eröffnet wird, werden sich die Macher bestätigt fühlen in ihrer Prognose, dass die Welterbe-Stadt eben doch noch so ein Festival verträgt. Vielleicht sogar braucht.

Es hat einige Verwerfungen gegeben im Vorfeld, weil manche Bamberger um die Vielfalt fürchteten und um gewachsene Strukturen. Denn es gibt schon ein Literaturfestival in der Stadt, "Bamberg liest", das im Herbst zum fünften Mal stattfand und die Konkurrenz einer größeren und deutlich prominenter besetzten Veranstaltung fürchtete. Auch die Organisatoren der Bamberger Kurzfilmtage, die am 25. Januar beginnen, also zur gleichen Zeit, drohten zunächst mit dem Aus ihrer renommierten Reihe. Sie bangten um die Besucher. Die Aufregung scheint sich mittlerweile gelegt zu haben, die Kurzfilmtage finden mit einer Bürgschaft der Stadt doch statt, und "Bamberg liest" fand viel Zuspruch.

Über den Anspruch des neuen Festivals wird immer noch diskutiert, aber das trifft Mit-Veranstalter Klaus Stieringer nicht zu sehr. Der Citymanager hält es zwar für überheblich, wenn sein Literaturfestival als zu wenig intellektuell und zu gefällig kritisiert wird, da die Lesungen aber großes Interesse finden, verweist er auf die Zahlen. Auf der Liste stehen nicht nur Nobelpreisträgerin Herta Müller und Bestseller-Autorin Donna Leon, sondern auch populäre Namen wie Doris Dörrie und Wladimir Kaminer. Aber auch Durs Grünbein und Ralf Rothmann werden aus ihren aktuellen Werken lesen.

Die Schirmherrschaft haben Tanja Kinkel und Paul Maar übernommen, die ebenfalls mitwirken. Kinkel wurde in Bamberg geboren, und Maar, der Erfinder des Sams, lebt mit seiner Familie in der Stadt. Er hatte die Idee für das Festival, das sich auch an Kinder richtet. In Schulen und Bibliotheken im Landkreis gibt es Lesungen, die das Festival doch etwas abheben von anderen Großveranstaltungen dieser Art. Das Angebot soll im kommenden Jahr erweitert werden, denn die Veranstaltungen für Kinder sind alle ausgebucht. Tatsächlich denken die Macher an die Fortsetzung, Stieringer kündigte bereits an, das Literaturfestival etablieren zu wollen. 110 000 Euro sind für die Veranstaltungsreihe veranschlagt, etwa ein Viertel davon soll aus Fördermitteln bezahlt werden, sagt er. Weil ihm aber das schon vorgeworfen wurde, will er für das nächste Mal noch mehr Sponsoren aus der Wirtschaft finden. Auch wenn man ihn dann dafür kritisieren werde, dass das Festival zu kommerziell sei, sagt er. Der Chef des Stadtmarketings, der zugleich SPD-Fraktionschef im Stadtrat ist, hat schon mehrere umstrittene Großveranstaltung in der Innenstadt initiiert. Ob die Veranstalter im kommenden Jahr wieder ein derart prominent besetztes Festival zusammenbekommen, wird sich zeigen, auf jeden Fall werde man sich weiter am Publikum orientieren. Nicht an einem wie auch immer definierten Kulturbegriff, heißt das wohl.

Bamberger Literaturfestival; vom 21. Januar bis 6. Februar; Informationen und Tickets unter www.bamlit.de.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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