Kurzkritik:Zum Kringeln

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Herrlich närrisch: die Philip-Arp-Hommage im TamS. (Foto: Hilda Lobinger)

Gelungene Philip-Arp-Hommage im Tams

Von Petra Hallmayer, München

Die kurios kostümierten Schauspieler werden auf der Bühne gepudert, derweil von einem Kassettenrekorder Philip Arps Stimme ertönt, die eine klug närrische Einführung in die Grundbegriffe des Theaters gibt. Dann schließt sich der Vorhang. Danach wird eine zwanzigminütige Umbaupause ausgerufen, zu der man Eiskonfekt anbietet.

Mit einem fein gewitzten Vorspiel beginnen Anette Spola und Lorenz Seib ihre Arp-Hommage. Im Glitzerfummel stöckelt Axel Röhrle herein, klettert zur Bühnendecke hinauf und zappelt schließlich an selbiger in der Luft, während Helmut Dauner in zotteligen bunten Hosen über "Das erste Konzert im Liegen" plaudert. Mit prächtig grantiger Miene erklärt Burchard Dabinnus, dass die Normalen ohne die Unnormalen gar nicht existieren können und hält im Publikum nach dem "Vorstellungsdeppen" Ausschau. Maria Peschek bittet im roten Faschings-Tüllrock Ines Honsel als Sekretärin zum Diktat, der diverse Buchstaben auf der Schreibmaschine abhanden gekommen sind.

Eine Fülle schräger Szenen und Slapsticknummern reiht sich in "Die Affengruppe ist gar nicht vorgekommen" im Tams aneinander. Die Spieler machen sich mit dem Publikum auf die Suche nach der verlorenen Zeit ("Schauen Sie im Handschuhfach nach, denn irgendwo muss sie ja sein"), kämpfen mit den Fallstricken der Sprache und den Tücken der Realität, für die sie absonderliche Problemlösungen finden. Dabei entstehen immer wieder wunderbar hintersinnig unsinnige Monologe und gagaeske Dialoge.

In einem der schönsten denken Maria Peschek, die eine riesige Weißwurst auf dem Schoß hält, und Charlotte von Bomhard mit köstlich grotesken Wendungen über eine verschwundene Schraube nach. Eingefügt hat das Regie-Duo in sein "Weltstadtprogramm" allerdings auch ein paar überdehnte Pantomimen, und mitunter lässt es Arps Texte etwas zu andächtig vortragen. Allein wenn man das Absurde zu feierlich zelebriert und zu ostentativ ausstellt, erschlafft sein Witz. Wie man die Komik darin mit herrlicher Selbstverständlichkeit zum Funkeln bringt, demonstriert die Seniorin im Ensemble am Rednerpult. Wie Charlotte von Bomhard im Frack treuherzig großäugig über das Thema "Gift" referiert, mit trockener Lakonie und valentinesker Ernsthaftigkeit die Wörter abklopft und krause logische Schlussfolgerungen zieht, das ist zum Kringeln.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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