Kurzkritik:Zeitweise banal

Die Symphoniker und "Moonbootica"

Von Rita Argauer, München

Draußen stauen sich die Menschen, in der Tonhalle ist die Bühne voll ausgestattet für ein Symphonieorchester. "Scho' krass", raunt es im Publikum, dann gibt es lautstarke Zustimmung, als die Münchner Symphoniker einen durch die Verstärkung respektabel peitschenden und aufschäumenden Walzer von Aram Khatschaturian in den Raum blasen. Das junge Publikum ist dabei aus den Zwängen klassischer Konzerte entlassen, stromert durch die annehmlich gefüllte Halle und ordert Getränke. Ein Traumszenario für jedes Orchester, das seine Zukunft sichern möchte.

Doch als dann mit Moonbootica die Künstler auf die Bühne kommen, derentwegen ein Großteil des Publikums anwesend sein dürfte, verändert sich die Lage. Moonbootica produzieren schon ohne Orchester eher einfach gestrickten Elektropop. Zusammen mit dem klassischen Klangkörper wird die harmonische Schlichtheit ins protzig Überbewertende gedrängt. In den Arrangements von Dirigent Miki Kekenj verschmilzt die eher simple Beatgestaltung mit den Streichern im Minimal-Stil zu altbackenem Symphonic-Pop. Unterstützt von verschiedenen Sängern entstehen so Nummern, denen die Reduktion der eigentlichen Tracks fehlt und die sich unangenehm nah am zeitgenössischen Schlager-Beat à la Helene Fischer bewegen. Ein Zusammenspiel, das weder der klassischen Musik, noch der Popmusik gerecht wird - die Stile banalisieren sich gegenseitig.

Doch es gibt Strecken, die herausfallen. Etwa der Song "Zodiac", den Kekenj mit suggestiv schwelenden Themen aus dem zweiten Satz von Beethovens 7. Symphonie gegenschneidet. Dass die Symphoniker hier passgenau in den Beat hineinspielen, zeigt, wo solche Projekte hinführen können, wenn ein wenig mehr Augenmerk auf die Stärken beider Genres und weniger auf sich doppelnde Vereinfachung gelegt wird.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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