Kurzkritik:Was lange währt, wirkt trotzdem gut

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Von Jürgen Moises, München

Als gegen 22 Uhr das reguläre Konzert vorüber ist, steht von den sieben Musikern der Dave Matthews Band nur noch Schlagzeuger Carter Beauford auf der Bühne der Zenith-Halle und wirft Drumsticks ins Publikum. Er macht das gefühlt so lange, bis jeder zweite Zuschauer sein Stöckchen hat. Will er die Fans auf diese Weise dafür entschädigen, dass man die US-Band auf deutschen Bühnen nur sehr selten sieht? Die letzte Deutschland-Tour war 2010, und auch davor musste man auf eine reguläre Tour schon ziemlich lange warten. Was vielleicht auch mit der Grund ist, warum die gerade für ihre Live-Auftritte mit ausufernden Jam-Passagen bekannte Rockband in München "nur" im Zenith spielt, während in Amerika die allergrößten Stadien ausverkauft sind.

Entschädigt wurden die Konzertbesucher für die lange Absenz nicht nur durch Trommelstöcke, sondern auch durch ein mitreißendes, fast drei Stunden dauerndes Konzert. Was aber wohl auch kaum anders geht, wenn Songs wie "Jimi Thing" oder "So Much To Say" live zu über zehnminütigen Jam-Gelagen ausarten. Da darf Violinist Boyd Tinsley mal mit einem Blue-Grass-Fiddle-Solo brillieren, Saxofonist Jeff Coffin genauso wie Trompeter Rashawn Ross seine Jazz-Wurzeln hervorkehren, worauf Bandchef Dave Matthews mit kleinen Scat-Gesangseinlagen reagiert. Bei härteren Uptempo-Nummern wie dem großartigen "Don't Drink the Water" kommt dagegen Gitarrist Tim Reynolds zum Zug. Zumindest an diesem Abend. Matthews & Co sind dafür bekannt, dass sie die Setlist ständig variieren. In München gehören dazu als Höhepunkte etwa "Minaret" oder der Rausschmeißer "Ants Marching". Dann gibt es ein paar Stöckchen, und bei einigen sicher die Hoffnung, dass es bis zum nächsten Auftritt nicht weitere fünf Jahre dauert.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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