Der dritte Abend des Entdecker-Festivals "Stars & Rising Stars" versprach allerhand: ein vielfältiges Programm, viel Romantik und viele Talente. Nach der vierhändigen f-Moll Fantasie aus Schuberts Todesjahr lockerte sich die orchestrale und lautstarke Dramatik bei Marc Bouchkov. Der russische Geiger aus Frankreich war bei Eugène Ysaÿe, Claude Debussy und Tschaikowsky für das spätromantische Flair zuständig, begleitet am Klavier einmal von Filippo Gorini und zum anderen von Clayton Stephenson. Der war als Solist aus Brooklyn, inzwischen an Harvard und am Curtis Institute, aber auch für das atemberaubend Zirzensische bei Liszt und Strawinsky zuständig: ein fulminantes Virtuosenkaliber. Drei andere pianistische Schwergewichte loteten Schumann, Beethoven und Rachmaninoff aus.
Amadeus Wiesensee, Jahrgang 1993, einziger deutscher Auswahlkandidat beim diesjährigen Deutschen Pianistenpreis in Frankfurt, erzählte aus dem komplex-bewegten Narrativ von Schumanns C-Dur Fantasie zwischen Strenge und leidenschaftlicher Eindringlichkeit: intensiv vertieft, vielleicht weil er auch einen Bachelor in Philosophie hat - ebenso wie Filippo Gorini. Der Italiener, noch zwei Jahre jünger, verwandelte aber Beethovens musikalische Philosophie in der opus 110-Sonate mit dramatischem Ernst in das Schwergewicht des Abends.
Wie man einer anderen Seite von "Romantik" Bravour zwischen Agitato und Subtilität abgewinnt, demonstrierte der 16-jährige Maxim Lando aus New York mit der zweiten Klaviersonate von Rachmaninoff. Der jüngste in diesem Talentschuppen, Maximilian Haberstock, der schon mit Lang Lang beim Sommerfest des Bundespräsidenten gespielt hat, bezauberte mit Schuberts Impromtu As-Dur aus opus 90 und Stephenson verabschiedete das Publikum in der Reithalle mit einer teils nachdenklichen, teils jazzig-virtuosen Barmusik der Japanerin Hiromi Uehara.