Kurzkritik:Vakuumbeutel

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Christians//Schwenk mit "Mammals" im Pathos Theater

Von Petra Hallmayer, München

"Wir haben etwas für euch erarbeitet. We've been working out something for you", meint Marja Christians, die den Verlauf der Performance erläutert, derweil Isabel Schwenk Erdnüsse knackt und die Schalen zertritt. "Mammals" nennt sich das neue Projekt des Duos, zu dem "zwei Aktionen mit Vakuumbeuteln", 19 "Scheinwerferinnen" sowie "three speakers, Marja, Isi und Staubsauger" gehören. Irgendwie soll es dabei um "care work" gehen, um Formen "unsichtbarer Arbeit", bekanntlich ein wichtiges Thema in Gender-Debatten. Tut es aber nicht wirklich.

Nach dem gewitzten Hebbel-Kommentar, mit dem Christians//Schwenk beim Festival Radikal jung zu Gast waren, hatte man der Premiere im Pathos München erwartungsvoll entgegengesehen. Doch wer auf einen aufregenden Abend gehofft hatte, wurde herb enttäuscht. Während die Performerinnen in "J.U.D.I.T.H" einen Dramentext als Fundament und Sprungbrett benutzten, ist hier alles selbstgebastelt. Sie reihen wichtigtuerisch auf Deutsch und Englisch präsentierte kleine Aktionen aneinander, mal stellen sie Mikros auf, mal staubsaugen sie, und sehr oft stehen sie bloß herum. Schwenk singt ein Lied, wobei sie sich einen Staubsaugerschlauch als Verzerrer an die Wange hält. Später zieht sie einen Vakuumbeutel über ihren Hintern und wackelt mit selbigem. Christians stülpt sich mehrere Beutel über den Kopf und streift sie zuckend ab. Zwischendurch werden der feministische und der Performancetheater-Diskurs anzitiert. Am Ende treten die beiden reihum vor die Zuschauer und erklären: "Ich feiere dich!" Dann verkündet Schwenk "Erdnüsse, ich feiere euch!" und schmeißt welche in die Luft.

Man kann all das natürlich zu einem Akt radikal subversiver intellektueller und künstlerischer Arbeitsverweigerung im kapitalistischen Theaterbetrieb oder zu einer ironischen Hommage an dessen unsichtbare Heinzelmänninnen hochjazzen. Nüchtern betrachtet aber ist diese Minimalperformance einfach nur belanglos.

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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