Eine Revolution muss tanzbar sein. Das klingt sehr schön und wurde schon von vielen Musikern gepredigt. Am Ende wirkt es aber doch oft eher wie eine Ausrede dafür, dass man seine Zeit lieber im Konzert oder in der Disko als protestierend auf der Straße verbringt. Beim neuen Album von Portugal The Man, da geht es einem ähnlich. Das heißt "Woodstock" und soll politisch auf die Gegenwart anspielen. Die Musik darauf schielt aber eindeutig auf den Dancefloor.
Beim Konzert in der ausverkauften Muffathalle ist das nicht viel anders, das die fünfköpfige Band aus Alaska mit zwei Coversongs beginnt: "For Whom The Bell Tolls" von Metallica, auch nicht unbedingt ein Song für Revoluzzer, sondern eher für Menschen mit Bausparvertrag. Und "Another Brick In The Wall Pt. 2" von Pink Floyd, dessen Zeile "We don't need no education" man auch eher selten in politischen Parteiprogrammen findet. Danach geht es direkt in "Purple Yellow Red and Blue" vom vorletzten Album "Evil Friends" über, gefolgt von einem eineinhalbstündigen Potpourri aus vielen alten und relativ wenig neuen Songs.
Die prägenden Stilmerkmale sind bei alldem die hohen Kopfstimmen von Gitarrist John Gurley und Bassist Zachary Carothers, die abwechselnd oder im Duett singen, sowie die sphärischen Keyboardsounds von Kyle O'Quin. Bei Songs wie "Got It All" und "Modern Jesus" klingt das poppig, flippig, mit gehörigem Hit-Potential. Teilweise lassen die Amerikaner aber auch noch ihre ruppigen Rock-Anfänge durchblicken, etwa wenn sich "All Your Light" zu einem fünfzehnminütigen Prog-Rock-Monster auftürmt. Was die Politik angeht, da blitzen mal kurz die Wörter "fight" und "resist" auf der Videoleinwand im Hintergrund auf. Ansonsten sieht man dort vor allem computergenerierte Frauenfiguren in lasziven Posen. Was einen irgendwie vermuten lässt, dass die Band mit "Woodstock" gar keine politische, sondern vielleicht doch eher die sexuelle Revolution meint.