Solistische Streicher, Holzbläser, Celesta, Harfe, Schlagzeug: Das zwölfköpfige Ensemble Risonanze Erranti ist ein veritables Orchester und doch noch eine Kammermusik-Vereinigung. Nicht zuletzt deshalb konnten die sechs Stücke (darunter fünf Uraufführungen) bei "Munich contempory" im dafür akustisch und atmosphärisch perfekt geeigneten "Schwere Reiter", das hoffentlich noch länger als bis Herbst erhalten bleibt, trotz fast identischer Besetzung derart unterschiedlich klingen.
Hier das witzig-konkrete, fünfteilige "Regal" von Benjamin Scheuer, das im Titel auf das Tasteninstrument der Renaissance anspielt, wo schon mal aus Lautsprechern rhythmisch gerülpst wird oder die Geige sich in tiefer Lage suhlt; dort das atmosphärisch dicht um sich kreisende "Weit" von Timo Ruttkamp, bei dem die Musiker im weiten Rund stehend platziert sind wie beim eröffnenden "Beschwingt" aus einer Suite von Birke J. Bertelsmeier. In diesem langsamen Satz hat das Englischhorn seinen solistischen Auftritt in einer fein austarierten Musik. Obgleich sich Dirigent Peter Tilling bei Amr Okbas "Concerto for Cello and Ensemble" auch als Solist ins Zeug legte, konnte er nicht verhindern, dass die Orgie aus Trillern und chromatischen Läufen etwas eindimensional blieb. Auch Anno Schreiers "Sinfonietta", vier Vorstudien zu einer geplanten Oper, bot wenig Charakteristisches, versuchte sich stattdessen im Finale mit Lust an einer Art Phil-Glass-Revival.
"Still - Memorial für Posaune und Ensemble" von Peter Ruzicka dagegen, im September von "risonanze erranti" unter Tilling uraufgeführt, war eine mystisch sich entfaltende, archaisch anmutende Trauermusik. Wie im Konzerthaus Blaibach spielte Frederic Belli dieses Gespinst aus zartesten Tönen, das eine ähnliche Magie wie die Trompete in Charles Ives' "Unanswered Question" entfaltet, meisterhaft, wie auch das exzellente zwölfköpfige Ensemble wieder mit feinsten Nuancen überzeugte.