Aus dem schier unermesslichen Fundus der Musikgeschichte tauchen immer wieder Melodien auf, die sich irgendwie als unsterblich erweisen. Dazu gehört eine Musik, die 1691 geschrieben wurde: die "Frost"-Musik aus "King Arthur" von Henry Purcell, deren surrealer Beat auch Popbarden wie den Counter Klaus Nomi oder Sting faszinierten. Jetzt war diese selten zu hörende Schauspielmusik als festliches Finale der "Residenz Woche" im Cuvilliéstheater zu hören. Purcell, der "Orpheus Britanicus", vertonte mit der lapidaren Affektsprache des Barock eine verwickelte Geschichte vom sagenumwobenen Kampf zwischen Briten und Sachsen samt Merlin-Zauber, Luft- und Erdgeistern und einer Liebesgeschichte zwischen dem Helden Arthur und seiner blinden Braut Emmelinde.
Gerd Guglhör führt das Barockorchester "La Banda" und den Orpheus Chor München mit agiler Gestik, aber straffer Hand und kurzatmigen Phrasierungen durch die fünf Akte des (gekürzten) Opus. Damit entwickelt er die Dramaturgie im ersten Teil, verbal sekundiert von einem Erzähler (Hans-Jürgen Schatz), eher als Historienepos. Etwas Glanz verbreiten die Arien des martialischen Basses von Wolf-Matthias Friedrich und der Sopranistin Monika Mauch, brüske Emphase die von Tenor Andreas Post. Auch der Chor bleibt in einem gedämpften, rhetorischen Modus.
Das ändert sich dann im zweiten Teil. Mit der großartigen Passacaglia zu Beginn des vierten Aktes im Ensemble von Chor, Tenor, Bass und Mezzosopran (Katharina Guglhör) und dann den Liebesduetten baut sich etwas von jener aristokratischen Festlichkeit auf, mit der diese Musik rechnet. In der Hymne auf Bier und Britannien sogar deftiges Pathos. La Banda, auf historischen Instrumenten spielend, brilliert vor allem mit ihrer Bassformation, die eine so wichtige strukturelle Rolle in der Musik Purcells spielt, dazu mit violinistischem Brio und theatralischen Naturtrompeten. Langer Applaus.