Kurzkritik:Süffigster Ton

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Mari und Håkon Samuelsen mit den Symphonikern

Von MICHAEL STALLKNECHT, München

Musik ist Familiensache. Das galt sowieso - die Familie Bach ist nur das prominenteste Beispiel - in ständischen Zeiten, als das Musizieren wie jedes andere Handwerk von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Es ist aber erstaunlich oft auch heute noch der Fall. Mari und Håkon Samuelsen heißen zwei norwegische Geschwister, die als Geigerin und Cellist schon seit Kindertagen gemeinsam auftreten. Wie gemacht ist also für sie das Doppelkonzert von Johannes Brahms, das sie nun mit den Symphonikern im Prinzregententheater spielten.

Dabei erweisen sich beide als durchaus unterschiedlich: Håkon lädt seinen süffigen Celloton gern mit sattem, aber geschmackssicherem Vibrato auf, liebt offenkundig auch ein schwerblütiges Forte. Mari dagegen scheint für die zarteren Regionen zuständig, ihr Ton klingt darüber aber manchmal auch ein bisschen neutral. Doch beide atmen und phrasieren perfekt miteinander, können sich auch problemlos gegenseitig den Vortritt lassen. Zum atemberaubenden Spiel wird das in der Zugabe, einer Passacaglia des norwegischen Komponisten Johan Halvorsen, in der mal der eine, mal die andere den ruhenden Pol bildet, während sich das Geschwisterherz zur Begeisterung des Publikums virtuos austoben darf. Doch in den symphonischeren Passagen bei Brahms gliedern sie sich auch gemeinsam gut in den Orchesterklang ein, den man sich bei den Orchesterstreichern noch ein wenig atmender, in sich bewegter wünschen würde.

Dazu könnte auch der armenische Dirigent Sergey Smbatyan mit noch weiter gefassten Bögen beitragen, der aber im zweiten Teil Robert Schumanns Erste Symphonie mit viel vitaler Energie auflädt. Für das nicht umsonst als "Frühlingssymphonie" bekannte Stück wählt Smbatyan schnelle, aber gleichzeitig immer markante Tempi. Darüber fächert sich der Klang der Münchner Symphoniker gut durchhörbar auf, wobei die quicklebendigen Soli von Soloflötistin Desirée Wolff eine besondere Freude sind.

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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