Als die Kasseler Abiturienten Clemens Rehbein und Philipp Dausch vor fünf Jahren ihren Straßenmusik-geprüften Song "Stolen Dance" auf die Internet-Plattform YouTube stellten, hätten der Gitarrist und der Perkussionist wohl nicht erwartet, dass sie kurze Zeit später ausverkaufte USA- und Australien-Tourneen absolvieren würden. Im Januar startet Milky Chance bereits die nächste einmonatige Tour durch Nordamerika, der sich dann auch Auftritte in Argentinien, Brasilien und Chile anschließen werden.
Wenn sie also im Vorprogramm zu ihrem ausverkauften Konzert in der Muffathalle vom australischen Singer-Songwriter Kim Churchill als Legende gepriesen werden, unterstreicht das nur den internationalen Status, den diese zum Quartett gewachsene Band bereits genießt. Trotzdem sind sie im Herzen jene Straßenmusiker von einst geblieben, wie die Zugabe belegt. Ganz ohne Technik, ohne Mikrofone also und ohne Gitarrenverstärker, eröffnen Rehbein und Dausch diese nun wieder als Duo mit dem The-Tallest-Man-On-Earth-Song "The Dreamer". Das nötigt den Fans beachtliche Stille ab, damit die absolut unplugged vorgetragene Coverversion auch in den hinteren Zuschauerreihen zu hören ist. Entlohnt wird das Publikum auch mit der Abstinenz jener Kick-Drum, mit der der zum Jazzmusiker ausgebildete Schlagzeuger Sebastian Schmidt die lässigen Gesangsmelodien von Rehbein zumeist mehr einstampft als bereichert.
Dabei vertragen die auf zwei Alben veröffentlichten Songs der Band sehr wohl eine musikalische Erweiterung durch Gastmusiker. Das belegt auch das mitreißende Mundharmonika-Duell, das sich der Milky-Chance-Gitarrist Antonio Greger mit dem Australier Kim Churchill im Finale liefert. Die Vorgruppe, also Churchill und seine beiden Perkussionisten, und der Haupt-Act zelebrieren da nämlich gemeinsam den letzten Song "Sweet Sun". Nun übrigens auch mit treibenden Rhythmen, von denen es im Konzert ruhig mehr hätte geben dürfen.