Kurzkritik:Sommersound

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Stephanie Lottermoser und ihre Gäste in der Unterfahrt

Von Ralf Dombrowski, München

"Nichts gegen euch, Jungs", sagt Stephanie Lottermoser, "aber es macht auch mal Spaß, mit anderen Mädels zusammenzuspielen. So viele von uns gibt es ja immer noch nicht", fügt sie hinzu und holt Nicole Johänntgen auf die Bühne. Die Altsaxofonistin aus dem Saarland ist einer der Gäste, die während der "Munich Summer Jazz Week" in der Unterfahrt der Musik der Tenorsaxofonistin und Sängerin aus Wolfratshausen jeweils spezielle Klangfarben verleihen.

An diesem Abend ist es behutsame Moderne, die auf eine poppig funky Basis trifft. Denn während Stephanie Lottermoser sich gerne von Soul à la Donny Hathaway oder Rhythmen nach Art von Sly & The Family Stone treiben lässt, hat Nicole Johänntgen auch Einflüsse von Dave Liebman oder Kenny Garrett zu bieten, deren improvisatorisches Abstraktionspotenzial ihr im Bedarfsfall herbere Töne einflüstert.

Der Band auf der Bühne tut das gut, denn die unterschiedlichen Charaktere der beiden Solistinnen ergänzen einander zu einem Hin und Her der Motive. Charme trifft Energie, das Repertoire von Lottermosers "Paris Songbook" auf Adaptionen und Bearbeitungen von Hits wie "Somebody That I Used To Know", abgerundet durch das Team eines rund laufenden Quintetts, das der Bandleaderin entspannt begleitend zur Seite steht. Am Schlagzeug beispielsweise sorgt der zweite Gast des Abends, Mario Garruccio, für einen ebenso vehementen wie grundlegenden satten Beat. Der Keyboarder Jan Eschke wiederum leistet sich ausschweifende Soli, die sowohl mit Hammondsound wie im Synthie-Gewand der frühen Achtziger der Musik zu fröhlicher Intensität verhelfen. Noch bis einschließlich Samstag sind Lottermoser und Band mit wechselnden Gästen wie dem Saxofonisten Thorsten Skringer in der Unterfahrt zu erleben. Sommer-Soul-Jazz zum Schwelgen.

© SZ vom 13.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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