Kehlkopfentzündung, Unruhe und Erschöpfung. So hieß im Oktober 2015 die Diagnose, die dazu führte, dass Conor Oberst die laufende Tournee abbrach und von New York zurück in seine Heimatstadt Omaha zog, um dort zu genesen. Die Konsequenz? Das Album "Ruminations", in zwei Tagen dort aufgenommen, ohne Band, alleine an Piano, Gitarre und Mundharmonika. Ein sehr ernstes, melancholisches, intimes Album. Conor Oberst pur, könnte man sagen, oder auch: "Conor Oberst. Folksinger", wie es auf einem Merchandise-Shirt im Münchner Postpalast passend beschrieben stand. Für das dortige Konzert von Oberst wurde ebenfalls ein intimes Solo-Erlebnis versprochen, was dann aber doch nicht so ganz stimmte. Denn im Vorfeld waren mit Miwi La Lupa und Phoebe Bridgers noch zwei Singer-Songwriter zu erleben. Außerdem stand La Lupa Conor Oberst danach als Begleitgitarrist zur Seite.
Ein Manko war das nicht, im Gegenteil verschaffte La Lupas behutsames, eher am Bass-Spiel orientiertes Fingerpicking den reduzierten Songs doch einen zusätzlichen Reiz. Conor Oberst selbst wechselte zwischen Piano und Akustik-Gitarre, gab mit um den Hals geklemmter Mundharmonika den Folkbarden. An Songs gab es fast das komplette neue Album, ergänzt durch ältere Oberst-Songs wie "Double Life", zwei Covers und ein paar Stücke von Bright Eyes. Wie etwa "Big Picture", dessen Zeilen "But I think I'll be returning now. To the town where I was born" heute fast prophetisch wirken und das zu den eindringlichsten des zweistündigen Auftritts zählte.
Vielleicht lag es an der politischen Anti-Trump-Ansprache davor, dass dessen Zeile "But I'm standing up" wie ein mit Inbrunst gesungenes Glaubensbekenntnis klang. Das Publikum sprang im kalten Postpalast trotzdem erst zwei Songs später von den Sitzen: bei den Zeilen "we must sing" der emphatischen Bright-Eyes-Hymne "At The Bottom of Everything", mit der das Konzert schließlich auf furiose Weise ausklang.