Kurzkritik:Silhouetten auf der Reise

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"Shadowland 2" ist eine leichte Show mit schönen Bildern

Von Jennifer Gaschler, München

Mit dem Ballon schweben ein Liebespaar und ihr magischer Vogel durch die schwarz-weiße Welt, machen Halt in Paris und begegnen in Afrika einem Elefanten, der gerade aus fünf Tänzern geformt wird. Allzu schnell werden sie in die Wirklichkeit zurückgeholt und müssen in der dystopischen Bühnenwelt Gefahren überwinden, bis sie am Ende ihre Reise fortsetzen können. So weit, so seicht präsentiert sich die zweite, recht kurze "Shadowland"-Show, hinter der die US-amerikanische Tanzkompanie "Pilobolus" steckt. Damit sind sie zurzeit auf Deutschland-Tournee, auch im Prinzregententheater.

Bei "Shadowland 2" bewegt sich das Ensemble über das reine Schattenspiel hinaus und kontrastiert dieses mit tanztheatralen Szenen aus Pantomime-Elementen, modernem Tanz und Akrobatik. Revueartig sind die Bilder aneinandergereiht, verknüpft werden sie von der etwas substanzlosen und verworrenen Geschichte von Steven Banks. Die Bewegungsstücke abseits der Schattenwände sind zwar akrobatisch auf hohem Niveau, weisen in der Choreografie von Renée Jaworski und Matt Kent jedoch Schwächen auf. Die Fabrikarbeiter etwa bewegen sich infantil-roboterhaft, manche Tänze sind zu burlesk geraten.

Sehr poetisch sind dagegen die Schattenillusionen, die dem Kollektiv seine weltweite Bekanntheit bescherten. Die Artisten formen Kulissen und Tiere mit ihren Körpern und legen den akrobatischen Entstehungsprozess offen - eine über den Kopf gezogene Jacke ergibt einen Pferdekopf, und Tänzer im Handstand formen den Eiffelturm. Dabei setzt "Pilobolus" nun fünf Wandschirme verschiedener Größe ein, was den Schattentänzen mehr Tiefe verleiht. Gelungen ist auch das leicht surrealistische Spiel mit Halbschatten und Unschärfen, etwa in einer Jazz-Szene in Film-Noir-Manier. Unklar bleibt jedoch, welche Altersklasse die Produktion ansprechen will, die Schattenbilder sind meist von einer märchenhaften Bildsprache, die burlesken oder brutalen Szenen sind dagegen wenig kindgerecht.

© SZ vom 11.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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