Kurzkritik:Schwere Mission

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Heiko Dietz inszeniert sein Stück "Dark Energy Baby" am Undsofort

Von Christiane Lutz

Die Idee ist so gut: Da finden sich sieben Personen in einem hermetisch abgeriegelten Raum wieder. Sie kennen einander nicht, vordergründig verbindet sie nichts. Sie können keinen Kontakt mehr zur Außenwelt aufnehmen. Ein Wissenschaftler klärt auf, dass sie für eine Mission auserwählt wurden, die Welt zu retten. "Dark Energy Baby" lautet der mysteriöse Titel des Stücks, das Heiko Dietz selbst geschrieben und am Theater Undsofort auch inszeniert hat. Das ist feinster Science-Fiction- Stoff. Endlich, denkt man, traut sich da mal einer ran. Denn überhaupt kommt Science-Fiction im Theater ja viel zu kurz.

Dann allerdings beginnt ein zweistündiges Aufdröseln der Situation. Mit viel Augengerolle, Geschnaube und Arme-vor-der-Brust-Verschränken versuchen die genervten Auserwählten, aus dem Wissenschaftler (einer tapfer gegen alle: Stefan Voglhuber) herauszuquetschen, warum ausgerechnet sie die Welt retten sollen und wie das überhaupt anzustellen sei. Warum der sich so ziert, ihnen das mitzuteilen, ist unklar. Über weite Strecken treten Text und Inszenierung auf der Stelle. Dass man das Interesse nicht verliert, liegt an der hohen Geschwindigkeit und dem Witz, mit dem die Schauspieler (Absolventen der von Dietz geleiteten Schauspielschule Theater-Raum München) unterwegs sind. Die Geschichte steuert auf eine Klimax zu, auf ein großes Aha oder wenigstens eine Eskalation, doch die bleibt aus. Die vom Forscher gelieferte Erklärung für die aufwendige Mission ist ärgerlich dünn, zudem seltsam moralisierend (wer vorhat, das Stück anzusehen, hier bitte aufhören zu lesen): Die Auserwählten sollen die Erde vor dem Umweltkollaps retten, indem sie sich ernsthaft engagieren. Dass der Forscher aus einem Paralleluniversum kommt, das von menschlichen Umweltsünden ebenfalls betroffen ist, ist der einzige Clou des Abends, die Geschichten aus diesem Universum sind die besten Momente des Stücks. Geläutert kehren die Auserwählten in ihr Leben zurück. Es hätte so spannend werden können!

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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