Kurzkritik:Royale Fantasie

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"King Charles III" im Metropoltheater

Von Petra Hallmayer, München

Vor dem Theater liegen Blumen, zwischen denen ein Bild der jungen Elisabeth steht. "Die Königin ist tot. Lang lebe der König!", verkündet Charly drinnen auf der Bühne. In Mike Bartletts "Future History Play" greift der ewige Prinz nach der Krone. Bald schon schockiert er die Nation: Die Monarchie dient für ihn nicht nur dazu, die Klatschspalten zu füllen. Als ihm der Premierminister (Tillbert Strahl) ein Gesetz zur Einschränkung der Pressefreiheit vorlegt, verweigert er die Unterschrift. Doch der sympathisch widerspenstige König (Michael Vogtmann) mutiert zu einem bockigen, machtberauschten Narren, der Großbritannien an den Rand eines Bürgerkrieges führt.

In seinem Londoner Bühnenhit "King Charles III." wagt Bartlett den kühnen Versuch, das Königsdrama à la Shakespeare fortzuschreiben. Tatsächlich sind die darin verhandelten politischen Konflikte auch für Nichtbriten spannend. Statt zündend pointiert aber geraten die Diskussionen zwischen Charles und den Politikern spröde, die Philipp Moschitz dezent und statisch inszeniert hat.

Rund um den Machtkampf zwischen Staat und Krone entfalten sich private Dramen, für die der Autor tief in die Klischeekiste gegriffen hat. Der (noch ledige) Harry (James Newton) verliebt sich in die freche Jessica (Diana Marie Müller), der er in der Pause vor dem Theater hinterherjagt. Dianas Geist lockt wie Shakespeares Hexen mit Verheißungen. Angetrieben von Kate (Nathalie Schott) bootet William (Adi Hrustemović) seinen Vater aus. Eine Lady Macbeth aber darf sie nicht werden. Für ein großes Königsdrama fehlen dem Text die Kraft und die Poesie. Letztlich bleibt die Royals-Fantasie freundlich unterhaltsam. So wirkt auch die mit ein paar hübschen Einfällen aufwartende Inszenierung im Metropoltheater, der etwas mehr Biss und Ironie gut getan hätten. Am Ende dankt Charles ab und überlässt es William und Kate, die Monarchie wieder zu dem machen, was sie ist: "ein nettes Abziehbild, das nichts bedeutet."

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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