Warum bestuhlt man ein ausverkauftes Eros-Ramazzotti-Konzert in der Olympiahalle, wenn der sein Publikum schon mit dem ersten Song von den Stühlen reißt? Da rennen die ersten Zuschauer schon zur Bühne, um vor ihr zu tanzen. Eine spärlich bekleidete Bühne übrigens, die mit Hilfe kleiner Accessoires und Videoarbeiten auf mehreren Projektionsflächen für beinahe jedes Stück eine Veränderung erfährt.
Bis ins kleinste Stirnrunzeln ist die Show inszeniert, trotzdem wirkt sie spontan und entspannt. Wie das Gitarrenduell, das sich Eros mit dem englischen Gitarristen Phil Palmer liefert, der schon mit Eric Clapton, den Dire Straits und den Pet Shop Boys gearbeitet hat. Oder das clowneske Intermezzo, als der Südtiroler Multi-Instrumentalist Chris Costa unter Ramazzottis Anleitung die Sitzgelegenheiten für die Sängerinnen Monica Hill und Roberta Montanari auf die Bühne trägt, bevor das nunmehr verkleinerte Ensemble um den Pianisten Luca Scarpa das Publikum mit einer akustischen Version der Hits "Una Storia Importante", "Adesso Tu" und "L'Aurora" verzaubert.
Tatsächlich eröffnet man jetzt erst Ramazzottis Hit-Reigen, nachdem eine gute Stunde fast nur Songs seines neuen Albums "Perfetto" offeriert wurden. Dass aber auch diese vom Publikum euphorisch gefeiert werden, beweist den Erfolg des bereits mit Mehrfach-Platin ausgezeichneten Neulings, der als Ramazzottis Rückkehr zur handgemachten Musik gilt. Entsprechend präsent sind diesmal auch die anderen Musiker auf der Bühne, die in früheren Shows gerne mal hinter Ramazzottis Testosteronspiegel verschwanden. Wobei ein Ausnahmegitarrist wie der Jazzmusiker Giorgio Secco nicht das Rampenlicht braucht. Er glänzt auch im Hintergrund. Musik ist auch Verbrüderung, wie Bruder Eros singt. Und sein Publikum genießt die Gemeinschaft, die davon ausgeht.