Kurzkritik:Panda im Club

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Der Maskenrapper Cro kehrt zu seinen Wurzeln zurück

Von Oliver Hochkeppel, München

Jetzt also mal im Club. Cro zum Anfassen gab es im Backstage, buchstäblich: Carlo Waibel, wie er ja bürgerlich heißt, begann inmitten der Fans und ließ sich zwischendurch mittels Stagediving von der Bühne zum DJ-Pult transportieren. Eine Bewährungsprobe für seine Pandamaske. Alles hielt. Apropos Maske: Mit einer neuen, reinweißen fing er an. Sie ist eines der Symbole seines neuen Albums "Tru", mit dem der 28-Jährige sich für erwachsen erklärt - eben auch, indem es zurück zu den Wurzeln und in die Clubs geht.

Tatsächlich ist der Schwabe jetzt in einer Art Eminem-Phase: Die neuen Stücke wie "Fake You", "Computiful" oder "Baum" sind kein "Raop" mehr; der Pop-Anteil ist deutlich zugunsten eines klassischen Hip-Hops mit langen, schnellen, englischen Texten zurückgestutzt. Und die Lines sind ungewohnt selbstreflexiv, da geht es auch mal ums Sterben und die "Unendlichkeit", wie ein Songtitel heißt. Trotzdem muss man nicht gleich ein langes tiefenpsychologisches und philosophisches Traktat darüber verfassen, wie der Kritiker der Zeit. Denn gerade live versteht es Cro wie kein anderer Rapper, die Genre-Klischees von der "Realness" bis zu den maskulinen Rollenklischees auf pures Entertainment einzudampfen. Was auf dem Album also mitunter eitel daherkommt, klingt im Backstage viel bescheidener - "Ihr könnt eh besser singen als ich", erklärt er seinen Fans da auch mal.

Von einer Abkehr von seinem Frühwerk kann also keine Rede sein, es ist nur noch etwas Neues dazugekommen. Dafür stehen auch die drei Masken, die Cro im Lauf des Abends trägt: Nach der puristisch weißen wird zu den bekannten Hits die alte schwarz-weiße aufgesetzt; und am Schluss, wenn es beim "Gang"-Block mit Teesy, Danju, Middlez und Ivy Sole quer durchs Repertoire geht, trägt er eine weiße mit einem schwarzen Auge. Ohnehin ist es sein Sinn fürs Visuelle, das den heimlichen Cartoonisten und Grafikdesigner vom Rest der Szene abhebt. Selbst das abgespeckte Club-Bühnenbild mit vielen kleinen und einer großen Maske, auf der die Videoprojektionen laufen, macht ordentlich was her. Im Herbst geht es dann eh wieder in die Vollen: die Plakate für die Hallentour hängen schon.

© SZ vom 06.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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