Kurzkritik:Opas Gazelle

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Die "Kapelle Petra" im Backstage

Von Henrik Oerding, München

Damit es einen Westfalen nach München verschlägt, braucht es schon gute Gründe. Ein durch Crowdfunding mit 32 000 Euro unterstütztes Album ist so ein Grund: Die Kapelle Petra aus Hamm machte jetzt im Backstage Halt, im Gepäck ihre durch ihre eigenen Anhänger finanzierte neue Platte "The Underforgotten Table". Die ist bereits das fünfte Album der vier Männer, die schon seit 1996 zusammen auftreten. Deutschlandweit bekannt wurden sie vor gut acht Jahren durch die Verbreitung ihres Songs "Geburtstag" im Internet. Seitdem ist die Kapelle Petra häufiger Gast in Fernsehshows und momentan mit der Sendung "Ponyhof" für den Grimme-Preis nominiert.

Oft wird Kapelle Petra als Klamaukband beschrieben. Darauf deutet auch einiges hin, tragen die Bandmitglieder doch viel zu kurze Krawatten und ulkige Künstlernamen wie "Opa" oder "Der tägliche Siepe". Dazu fungiert mit "Gazelle" einer der vier als Bühnenskulptur; er singt oder spielt nicht, stößt aber genüsslich mit dem Publikum an oder läuft mit einem Staubsauger-Dudelsack über die Bühne.

Allerdings zeigt das Konzert in München, dass die Kapelle Petra viel mehr kann als nur lustig sein. Als Vorband liefert Elfmorgen mit der Mitsing-Zeile "Das Leben ist hart, ohne Oberlippenbart" direkt einen Spruch fürs Poesiealbum, dann übernimmt Kapelle Petra. Die besondere Stärke ihres deutschen Indie-Rock mit leichten Punk-Anleihen zeigt sich vor allem in den Texten: Mal sind es Lebensweisheiten ("Ein Saxofon in der Vitrine macht noch lange keinen coolen Jazzclub"), mal pointierte Beobachtungen des Alltags ("Heute ist man bereits ein Rebell mit einem über drei Jahre alten iPhone-Modell"). Oder eine Aufforderung, wie "Geht mehr auf Konzerte!" Man möchte anfügen: Besonders in die der Kapelle Petra - es lohnt sich.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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