Kurzkritik:Nur Verheißung

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Die Soulsängerin Emeli Sandé enttäuscht im Zenith

Von DIRK WAGNER, München

Spätestens seit Emeli Sandé bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London zu hören war, genießt die schottische Soulsängerin mit afrikanischen Wurzeln weltweite Beachtung. Trotzdem ist ihr Konzert im Zenith höchstens zur Hälfte gefüllt, was aber womöglich auch nur einen Mangel an geeigneteren Konzertsälen in München signalisiert. Nun birgt die ohnehin schwierige Akustik im Zenith bei einer halb leeren Halle noch eine Menge weiterer klanglicher Tücken, so dass zum Beispiel Sandés Ansagen für viele ungünstig stehende Zuschauer regelrecht verhallen. Da verständlicherweise nicht alle Zuschauer auf den klangoptimierten Sitz des Tontechnikers passen, dürften die meisten Zuschauer ungünstig stehen.

So ungünstig jedoch kann man aber gar nicht stehen, um zu überhören, wie Sandé mit ihrem "Somebody" ziemlich dreist "Purple Rain" von Prince abkupfert. Sandé scheint den Musik-Klau auch gar nicht kaschieren zu wollen, kopiert sie doch bis hin zum markanten, ausbrechenden Gitarrensolo sogar noch das berühmte Arrangement von Prince. Nur, dass das Gitarrensolo bei Sandé bei weitem nicht dessen Energie entlädt, und dass am Schlagzeug nun wahrlich keine Sheila E sitzt. Stattdessen begnügt sich Sandés Musik mit einer vermeintlich massenkompatiblen Mittelmäßigkeit, die die Schottin im Übrigen selbst einmal zugestand. Sie hatte nämlich mal erläutert, des Flows wegen nie länger als einen Tag an einen Song zu arbeiten.

Das hört man den Songs von Emeli Sandé leider auch an, die wie das Konzert selbst großartig einsteigen, schon bald aber langweilen, weil sie nur noch die eine gute Idee des Stücks, die den Einstieg sicherte, wiederholen. Mit welcher Stimmgewalt die Soulsängerin von einem großartigen dreistimmigen Chor begleitet das Konzert hinter einem geschlossenen Vorhang eröffnet, der alsbald fällt, um das gesamte Ensemble vor einer Videoleinwand stehend zu präsentieren, ist jedenfalls so vielversprechend, wie der Rest des Konzerts dann enttäuscht.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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