Kurzkritik:Musikalisches Gipfelglück

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Die "Munich Opera Horns" spielen auf dem Wank

Von Klaus Kalchschmid, Garmisch-Partenkirchen

Die Sonnenterrasse unterhalb des Wank-Gipfels machte ihrem Namen keine Ehre: Bei Wolken, Wind und schattigen sechs Grad auf 1780 Metern Höhe flüchten selbst hart gesottene Open-Air-Freunde nach drinnen. Also begrüßte das Alphorn-Quartett der "Munich Opera Horns" die 150 Besucher, die mit Vierer-Gondeln auf den Berg geschwebt waren, gleich im wohlig warmen Restaurant zum Essen. Auch das anschließende Konzert der sechs Hornisten und zwei Hornistinnen des Bayerischen Staatsorchesters musste drinnen stattfinden.

Der Reiz einer Bläser-Freiluft-Serenade in "freier Gegend auf Bergeshöhn", wie es bei Wagner heißt, fiel so dem ungünstigen Wetter zum Opfer. Ein Erfolg wurde das Ganze dennoch und sogar obwohl man den Raum über Eck beschallen musste und Lautsprecher für milde Unterstützung in zwei Richtungen sorgten. Zum Anfang gab es Frühbarock mit einer Suite von Michael Praetorius und die Bearbeitung einer Sonata von Giovanni Gabrieli: feinste Klangmischungen und festlicher Glanz paarten sich da zu einem exquisiten Hörnerklang. Auch bei Bachs drittem Brandenburgischen Konzert, das man in der originalen Orchesterfassung gut im Ohr hat, hörte sich die Bearbeitung von Adam David Gal für die Hörner nicht nach einer Reduzierung an. Sie wirkte vielmehr wie ein Konzentrat der Musik. Julius Fučiks schmissiger "Florentiner Marsch" war danach weniger italienisch als bayerisch geprägt.

Das B-Dur-Quartett op. 38 für vier Hörner von Friedrich Constantin Homilius offenbarte, wie schön es klingt, wenn ein Komponist originär für Hörner schreibt und deren spezifischen Klang schon beim Komponieren berücksichtigt. Das wurde umso deutlicher, weil dann die Rosenkavalier-Suite von Franz Kanefzky die Grenzen einer Bearbeitung für acht Hörner aufzeigte. Heikel ist dabei schon der fast unspielbare Beginn, im "Rosenkavalier" von Richard Strauss die orgiastische Beschreibung eines Liebesakts. Wenig später durfte der Zauber der Rosen-Überreichung kurz aufscheinen, aber bald endet das Liebesduett mit den Schlusstakten des kleinen Mohren, der mit dem wiedergefunden Taschentuch davon tippelt. Die Kurzfassung des Schluss-Terzetts von Marschallin, Oktavian und Sophie musste danach als Zugabe versöhnen.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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