Kurzkritik:Musikalisches Gespräch

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Kammermusik in der Akademie der Schönen Künste

Von Klaus Kalchschmid, München

Minas Borboudakis und Nikolaus Brass trafen sich in der Akademie der Schönen Künste bei "Zeitgenössische Kammermusik im Dialog" auf Wunsch von Brass, der neues Mitglied der Akademie wurde. Im Konzert war die Musik der beiden sauber getrennt, vermittelt von einem leider wenig konkreten Gespräch der beiden Komponisten mit Siegfried Mauser.

Der Abend begann mit den dreiteiligen "Zykloiden", entstanden zwischen 2006 und 2012. Andreas Skouras spielte den faszinierend dichten, rhythmisch prägnanten 20-teiligen, kaum eine Viertelstunde langen Zyklus für Soloklavier, bevor die Besetzung zunächst um einen Flügel, dann zwei Schlagzeuger erweitert wurde. Diese Bereicherung ging jedoch mit einem leichten Verlust an Konsistenz und Ausdrucksdichte einher, so spannend im dritten Teil der zusätzliche Einsatz von Live-Elektronik das Geschehen auffächerte.

Nach der Uraufführung eines denkbar untypischen, weil immer wieder wild expressiv ausladenden Klavierstücks von Brass ("Undine geht" nach Ingeborg Bachmann), faszinierte der junge Bariton Matthias Winckhler im sechsteiligen Zyklus der Tranströmer-Lieder. Vier davon spielten schon im Titel auf Musik an, so "Präludium III", "Madrigal" oder "Der von Gesang erwachte über den Dächern". Letzteres war das wohl originellste und für Brass charakteristischste Lied. Denn dieser kurze Text über einen Mann, der sich vom Schlaf langsam in die Realität tastet, war konzise auskomponiert als Kampf eines mit der Sprache ringenden Stotterers, der Wörter, die er nicht artikulieren kann, einfach lautmalerisch ausdrückt, wie etwa das Brummen eine Flugzeugmotors.

Dagegen setzte Brass in den weiteren Liedern Mittel ein, die die Texte mit Bedeutung aufluden oder konterkarierten, einzelne Sätze betonten oder mit Vokalisen aufsprengten. Der 25-jährige Winckhler aber sang mit seinem weichen und klangvollen, jugendlich klingenden Bariton so überzeugend, als wär's von Schubert.

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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