Der Titel ihres aktuellen Albums "On The Mo" bezieht sich auf das Lastenmoped, mit dem die Bewohner einer autofreien schwedischen Insel vor Göteborg ihr Gepäck zum Hafen transportieren. Etwa den Kontrabass der mehrfach preisgekrönten norddeutschen Bassistin Eva Kruse, die auf dieser Schäreninsel lebt. Mit ihrem Quintett spielte sie nun die letzte von sechs Matineen in der BMW-Welt, wo beim jährlichen Jazz-Wettbewerb mit wechselnden Themenvorgaben in diesem Jahr das Augenmerk dem Wirken der all zu oft im Hintergrund agierenden Bassisten gilt. Begleitet wurde Eva Kruse dabei vom schwedischen Pianisten Christian Jormin, der auf ihrem Vorgängeralbum "In Water" noch das Schlagzeug spielte. Da brilliert nun wiederum virtuos Eric Schaefer, Kruses früherer Weggefährte beim weltweit gefeierten Trio Em.
Das Raffinierte ihres neuen, sehr lyrischen Sounds geht allerdings vor allem vom Zusammenspiel mit dem Alt- und Sopran-Saxofonisten Uwe Steinmetz und der Oboistin Tjadina Wake-Walker aus, denen es immer wieder gelingt, mit ihren beiden Holzblasinstrumenten einen ganz eigenwilligen gemeinsamen Klang zu kreieren, der sodann in einem spannenden Spagat auseinander schert. Auf diese Art öffnet das Zusammenspiel des Saxofons mit der für die Jazzmusik recht ungewöhnlichen Oboe weitere Klangräume, in denen Eva Kruse selbst mit ihrem Kontrabass regelrecht zu tanzen scheint. Und gleich einem guten Tänzer wird auch sie, deren Bass ohnehin Teil der Musik ist, zu der sie tanzt, wieder eins mit eben dieser Musik.
Damit erfährt auch die englische Bezeichnung ihres Instruments, Double Bass, eine weitere Bedeutung. Mitunter imitiert der dann gestrichene Kontrabass sogar noch das Zusammenspiel der Bläser, um schließlich im Auseinanderbrechen der einzelnen Sounds den nächsten Klangraum noch weiter zu öffnen. Diese spannende Mischung aus Kammermusik und Jazz lässt auf ein Wiedersehen im großen Finale am 6. Mai hoffen.