Kurzkritik:Luft nach oben

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Der junge Pianist Jonas Aumiller im Kleinen Konzertsaal

Von Klaus Kalchschmid, München

Keine Frage, brillant Klavierspielen kann dieser gerade 19-jährige junge Mann: Der Münchner Jonas Aumiller warf sich im Kleinen Konzertsaal des Gasteig unerschrocken in Franz Liszts gewaltige Dante-Sonate und allerlei Hochvirtuoses von Rachmaninov und Skrjabin, bevor er mit Arcadi Volodos' Konzert-Paraphrase über das "Alla turca"-Finale aus Mozarts A-Dur-Sonate KV 331 ein letztes Feuerwerk abbrannte.

Mit Mozart hatte Aumiller auch begonnen, dem echten der ebenfalls 1778 komponierten C-Dur-Sonate. Er gab sich größte Mühe, diese filigrane Musik nicht zu überfrachten und versuchte sie im besten Sinne leicht klingen zu lassen. Das heißt freilich noch nicht, dass ihm dadurch eine überzeugende, natürliche Phrasierung gelang, dass er große melodische Bögen wölben, Verzierungen zwingend in die Phrase einbinden konnte. Und vor lauter Vorsicht blieb die Musik etwas unterbelichtet und allzu harmlos.

Es folgten die Variationen op. 1 über die Tonfolge A-b-e-g-g. Der 20-jährige Robert Schumann setzte damit einer Dame namens Meta Abegg ein musikalisches Denkmal. Aumiller spielte den prägnanten Zyklus, der noch weit entfernt ist von der Poesie der "Papillons" op. 2, mit ungestümem Furor, der schon seine Sicht auf Liszts "Après une Lecture de Dante" vorwegnahm. Diese "Fantasia quasi Sonata" bot Aumiller als höllischen Hexenritt, der schon mal im Diskant klirren und im Bass donnern durfte, dass man um die Saiten bangen musste.

Nach der Pause ging es mit allerlei Etüden weiter, so Alexander Skrjabins op. 2/1 und op. 42/5 oder der ersten und fünften Nummer aus Sergej Rachmaninows "Etudes tableaux". Wieder konnte Aumiller zeigen, was für ein brillanter Techniker er bereits ist, wie ihm im größten Getümmel kaum ein Ton danebengeht.

Nikolai Kapuskins erste Konzertetüde (!) aus op. 40 kündigte der junge Pianist mit dem Hinweis an, dass er es ja sonst nicht so mit zeitgenössischer Musik hätte, dieses Stück ihm aber sehr gefalle: "Ich bin doch eher der Romantiker, zumindest in der Musik." Nicht nur seine zahlreichen Mitschüler im Publikum mussten herzhaft lachen und quittierten auch diesen effektvoll wirbelnden free-jazzigen Zweiminüter mit großem Beifall.

© SZ vom 25.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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