Kurzkritik:Launige Sause

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Pianist Martin Schmitt und Gäste in der Philharmonie

Von Oliver Hochkeppel, München

Entertainer müssen Selbstdarsteller sein. Ein richtig guter Entertainer aber läuft erst mit einem Gegenüber zu großer Form auf. Wie der Pianist Martin Schmitt. Mit den Fingern ebenso flink wie mit dem Mundwerk war er schon bei den Boogie-Woogie-Battles vor 30 Jahren der geborene Conférencier. Scharte er bislang nur bei seinen Bühnenjubiläen Gäste aller Art um sich, gibt es nun alle zwei Jahre in der Philharmonie eine Mixed Show unter dem Titel "Schmittmenge".

Der Auftakt war die große Sause, die man erwarten durfte. Weil sich Schmitt im Lauf der Jahre immer weiter öffnete, vom Boogie und Blues bis zu Singer/Songwriter-Pop und Bavarica, kann er jetzt mit jedem, wie man so schön sagt. Eigentlich einte nur eines Schmitts Gäste: Jeder war ein Solitär, ein Unverwechselbarer, ein Authentischer. Von Albert Koch, der auf seine Mundharmonikas Sachen anstellt, die man noch nie gehört hat, bis zu Haindling-Chef Hans-Jürgen Buchner, der seit jeher ein Original ist mit seinen fast kindlich naiven Songs, die dann doch immer Tiefgang und Kraft entwickeln, wie "Du Depp", "Lang scho nimmer g'sehn" oder dem umweltbewegten, in eine lange Erzählung eingepackten Donaulied. Musikalisch am interessantesten waren - neben seinem Solo am Perkussions-Wunder-Wok Gubal - Martin Kälberers Duette mit Schmitt, ist er halt einfach ein unglaublich einfallsreicher Musiker. Dafür kein großer Texter oder Redner, aber diesen Part deckte gewohnt launig Hannes Ringlstetter ab. Alle waren aufgeräumt und wirkten froh, vielleicht auch, weil jeder zumindest ein bisschen Streichersound von Mark Masts Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie abbekam - von so einem orchestralen Rahmen träumt jeder Musiker.

Man bekam also in jeder Hinsicht viel fürs Geld. Um exakt 23.19 Uhr bog der Abend in die Zugabe ein. Und in dem Pulk, der um kurz vor zwölf beschwingt zur S-Bahn eilte, waren bestimmt nicht wenige, die schon eine Vorfreude aufs nächste Mal verspürten.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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