Abseits der Abokonzerte im Prinzregententheater bietet das Münchener Kammerorchester im "heilignüchternen" Rahmen des Schwere Reiter beim "MKO-Songbook" ausschließlich Zeitgenössisches - oft Stücke in der Stammbesetzung von 22 Streichern, die meist schon vom MKO uraufgeführt wurden.
Diesmal war jedoch das spannendste Stück ein Oktett für Streicher, Horn, Klarinette und Fagott. Komponiert vom Dirigenten Gregor A. Mayrhofer selbst, ist es ein wunderbar differenziert gewobener Kosmos in vier ineinander übergehenden Sätzen, wie er klarer, differenzierter, ökonomischer und schöner nicht sein könnte. Inspiriert vom Weingut des Auftraggebers Alois Lageder in Südtirol, kann man die Musik durchaus mit den komplexen Wachstums- und Veredlungsprozessen der Wein-Produktion in Verbindung bringen, wenn sich das Stück vom Einzelton des Beginns zur immer größeren klanglichen Anreicherung entwickelt. Wie Rebe und Maische stets weiter kultiviert werden, erlebt man im Kontrast der Streicher zu den ganz sparsam eingesetzten Bläsern ein faszinierendes Spiel der Elemente.
Nach Erkki-Sven Tüürs manischer "Action" unmittelbar anschließend, ist Klaus Langs "Vier Gefäße. Staub. Licht" ein kaum sich wandelndes Gespinst aus leisesten Flageolett-Tönen, dem Spiel auf leeren Saiten und gläsernen Glissandi, dem man sich entweder willenlos wie in einer Meditation hingibt oder überfordert als Zumutung empfinden muss. Problematisch war schon das erste Stück, die Uraufführung der Streichorchester-Fassung eines Sextetts von Henrik Ajax, das in seiner kürzlich auf CD veröffentlichten Original-Version ungleich schärfer gefasst ist und weitaus spannender klingt. Gekürzt um einen vierten Satz, will der Komponist hier in den verbleibenden drei Sätzen immer noch so viel Verschiedenes, dass man beim Hören zwischen spätromantischem Duktus, intensiver harmonisch-melodischer Expression und Kargheit hin- und hergeworfen wird.